Rezension

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Starke Fortsetzung, in der Juliettes Gefühlswelt im Zentrum steht

Rette mich vor dir - Tahereh Mafi

Rette mich vor dir
von Tahereh Mafi

Bewertet mit 4 Sternen

Juliette ist gemeinsam mit Adam, Kenji und James die Flucht zum Omega Point gelungen. In diesem Rebellenstützpunkt haben sämtliche Mitglieder besondere Fähigkeiten. Vor allem der Rebellenanführer Castle hofft, dass Juliette mit ihrer mächtigen Fähigkeit den Widerstand entscheidend stärken kann. Doch kann Juliette ihre Gabe akzeptieren und kontrollieren lernen? Und warum scheint Adam plötzlich nicht mehr immun gegen ihre Berührung zu sein? Währenddessen rücken die Soldaten des Reestablishments unaufhaltsam näher…

Tahereh H. Mafis ganz eigener Schreibstil hat mich bereits beim Buch „Ich fürchte mich nicht“ begeistern können. „Rette mich vor dir“ schließt stark an. Bereits nach wenigen Seiten war ich wieder ganz verzaubert, von ihrer Art zu schreiben. Verbunden mit der Ich-Perspektive konnte ich Juliettes Gefühlsleben so intensiv wahrnehmen und nachvollziehen, was in ihr vorgeht.

Das Buch startet kurz nach den Ereignissen des ersten Bandes. Juliette hat einige Tage im Omega Point verbracht, aber noch nicht richtig Anschluss gefunden. Sie wird von Selbstzweifeln heimgesucht und kann nicht die Kraft aufbringen, dem Misstrauen vieler Rebellen etwas entgegenzusetzen. Auch ihre Beziehung zu Adam kriselt, er scheint etwas geheim zu halten. Als Leser wartete ich nur auf den großen emotionalen Knall – er kam, und das nicht nur einmal. Insgesamt nimmt die Autorin den Leser mit auf eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Juliettes Beziehung zu den Menschen, die ihr wichtig sind, ist das zentrale Element dieser Geschichte. Wie lange man als Leser dieses Hoch und Tief der Gefühle spannend findet, ist sicherlich Geschmackssache. Mir war es irgendwann genug und ich hoffte, dass Juliette sich endlich einmal entscheiden kann.

Vor diesem Gefühlschaos ein wenig in den Hintergrund treten die dystopischen Elemente der Geschichte, der Kampf gegen das Reestablishment. Dieser Handlungsstrang läuft die ganze Zeit mit. Der Leser wird immer wieder kurz darüber informiert, was außerhalb von Omega Point vor sich geht. Auch die Szenen, die außerhalb von Omega Point spielen, sind hochspannend, jedoch verhältnismäßig kurz. Demensprechend werden Fans der Romantasy wohl mehr auf ihre Kosten kommen als die der Dystopie.

Obwohl das Buch in einer gänzlich neuen Umgebung spielt als „Ich fürchte mich nicht“, bleiben die Charaktere weiterhin übersichtlich. Neben Adam und Warner, um die Juliettes Gedanken gefühlt ununterbrochen kreisen, spielt Kenji erneut eine wichtige Rolle im Buch. Mit seiner lustigen Art hat er das Buch deutlich auflockern können, Abwechslung in die Geschichte gebracht und meine Sympathien klar gewonnen. Dann gibt es noch Castle, den Leiter des Stützpunktes. Für ihn steht der Kampf gegen das Reestablishment an oberster Stelle und er versucht immer wieder, Juliette aus ihrer Reserve zu locken. Zahlreiche weiter Mitglieder des Stützpunktes tauchen nur als Nebenfiguren am Rande auf.

In „Rette mich vor dir“ dreht sich alles um Juliettes Gefühle. Ist ihre Fähigkeit Gabe oder Fluch? Kann sie Adam nah sein? Und warum kehren ihre Gedanken immer wieder zu Warner zurück? Auch die dystopische Handlung geht nicht gänzlich verloren und sorgt für spannende und dramatische, wenn auch verhältnismäßig kurze Szenen. Wen Tahereh H. Mafis Schreibstil und ihr Gespür für das Zwischenmenschliche schon im ersten Band begeistern konnte, der kann mit der Fortsetzung nichts falsch machen.