Rezension

Starke Ermittlungen in den Trümmern

Pandora - Liv Amber, Alexander Berg

Pandora
von Liv Amber Alexander Berg

Bewertet mit 4 Sternen

1948 – Berlin zur Nachkriegszeit. Genau dorthin verschlägt es Hans-Joachim Stein, der die Heimat 1933 verlassen hatte und nun aus London zurückkehrt um in West-Berlin bei der neuen Mordinspektion zu arbeiten.

 

Seine Kollegen scheinen alles andere als begeistert den Engländer so plötzlich in ihrer Mitte zu wissen, immer wieder kommt es zu Problemen. Nicht nur der Spitzname ‚Duke‘ der ihm schnell anhängt, sondern auch handfeste versuche seine Arbeit zu behindern begegnen ihm. Denn all zu gerne scheint man in dieser Zeit über einige vergangene Schrecken den Mantel des Schweigens hüllen zu wollen. Entgegen aller Umstände macht er sich mit seinem Partner Wuttke, und mit Hilfe der Schreibkraft Lore Krause, daran eine Mordserie aufzuklären. Gar nicht so einfach, in dieser zerstörten Stadt.

 

In diesem Roman wird ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen zum einen über die Schrecken der Nazizeit berichtet und zum anderen über die Art wie nach dem Krieg damit umgegangen wurde. Denn vieles aus der Vergangenheit scheint hier plötzlich zum Tabu zu werden, was grade der aus England kommende Stein nicht nachvollziehen kann.

 

Der Umgang mit dieser Zeit und diesen doch nicht ganz einfachen Themen hat mir sehr gut gefallen. Es wird eine nachvollziehbare und vor allem greifbare Atmosphäre geschaffen die die Nachkriegszeit erfolgreich einfängt – zumindest für die Augen von jemandem der wie ich diese Zeit wirklich niemals erlebt hat. Leider gab es auch den einen oder anderen Moment in dem der Stil mir etwas holprig vorkam, Dinge zu plötzlich gingen oder zu schnell vorbei waren. Insgesamt aber ein sehr angenehmer Stil.

 

Auch der Mordfall ist spannend geschrieben, man ist interessiert an dem was als nächstes passieren könnte und vor allem an der Auflösung des Falls.

 

Ebenfalls spannend sind auch die Charaktere. Neben den durchaus verschiedenen Nebencharakteren, die alle irgendwie unterschiedlich und interessant waren, haben wir natürlich die beiden Hauptakteure in Form der beiden Kommissare Stein und Wuttke. Die beiden sind schon aufgrund ihrer Vergangenheit sehr unterschiedlich, können sich am Anfang nicht so recht leiden kommen aber doch miteinander aus.

 

Persönlich gefiel mir Stein etwas besser als Wuttke, aber im Gesamten muss ich leider sagen, dass mir der letzte Zugang zu den Charakteren insgesamt gefehlt hat. Es gab nicht wirklich einen Charakter mit dem ich besonders mitgefiebert hätte, dem ich restlos Mitgefühl oder besonderes Interesse entgegengebracht hätte. Besonders sympathisch sind sie alle nicht, vielleicht auch weil es in dieser Zeit eben jeder schwer hat und hatte und hier niemand besonders auffällt. Aber sie sind alle Produkte ihrer Zeit, die dafür sinnig und auch stimmig aufgebaut sind.

 

Leider neigt Stein dazu jeden sehr vorschnell zu verurteilen und wirkt damit oftmals überheblich – auch wenn er damit am Ende Recht behält hilft das wenig – und Wuttke hat auch das eine oder andere Problem, besonders mit seiner Vergangenheit und einer Tablettensucht, die mir etwas sauer aufgestoßen sind und mir irgendwie das Vergnügen an den Charakteren genommen haben.

 

Im Insgesamten betrachtet ist dieses Buch ein Krimi der sich gut lesen lässt, einige spannende Stunden mitbringt und sich mit einem wirklich interessanten und auch wichtigem Thema befasst. Es gibt zwar ein paar Stolpersteine hier und da, aber insgesamt würde ich dieses Buch einem Fan von Krimis und/oder historischeren Geschichten auf jeden Fall empfehlen.