Rezension

Spuren des Krieges, lange nach Kriegsende.

Wo die Asche blüht -

Wo die Asche blüht
von Nguyễn Phan Quế Mai

Ho Shi Min Stadt, das ehemalige Sai Gon, hat viel menschliches Leid und Kummer gesehen.Die Menschen die den Vietnamkrieg überlebten, in Vietnam aber auch in den USA überwinden ihre gemeinsame Vergangenheit und lernen aufeinander zuzugehen in diesem bewegenden und doch so bescheidenen Roman.

Der Vietnamkrieg dauerte 10 Jahre lang. Von 1965 bis 1975. Wieviel Kinder

vietnamesischer Mütter und amerikanischen Väter wurden in dieser Zeit geboren? Wieviel

amerikanische Väter bekannten sich zu ihrer vietnamesischen Familien, ob mit oder ohne

Trauschein?

Der US-Staat hat auch versagt. Der Vatikan gesteht seinen Priestern Kindergeld für bis zu

fünf Kindern zu, heimlich, unter der Hand, aber das berühmte „Fräulein Pfarrköchin“ gibt es

so nicht mehr. Der US-Staat hat sich da nicht so effizient involviert, hat mit allen Mitteln

versucht, diese Kinder zu unterdrücken, totzuschweigen. Es waren ja nicht reinrassige weiße Kinder, es waren „Amerasier“, umso schlimmer, wenn der Erzeuger ein schwarzer GI war.. Diese Eurasier hatten ein schweres Leben in Vietnam. Ver- und missachtet von der Gesellschaft, fiel es ihnen sehr schwer, irgendwo Fuß zu fassen. Viele Mütter haben in ihrer Verzweiflung die Kinder in Waisenhäuser abgesetzt. und haben sich davon gemacht. Mit einem unehelichen Amerasierkind wären sie auch von der Gesellschaft verachtet worden. 

 

Phan Que Mai schildert solch eine Situation. Zwei junge Schwestern ziehen während des Krieges nach Sai Gon um Arbeit zu suchen und die verarmten Eltern finanziell zu unterstützen. Sie landen in einer Bar, müssen sich prostituieren, steigen immer weiter ab. Die eine Schwester stirbt,die andere wird von einem schwarzen GI, einem Kunden, geschwängert. Und sie muss die Eltern nun allein unterstützen. Sie muss das Kind aussetzen. Das Ganze wird so undramatisch, fast beiläufig erzählt, und doch durchdringt den Leser das ganze Drama, das sich da hundert- und tausendfach in Vietnam abspielt. 

Aber auch viele Amerikaner, längst wieder in der Heimat, werden von Erinnerungen und Gewissensbisse geplagt, was mit ihrem Kind und der Geliebten in Vietnam wohl geschehen ist, ob und wie sie überlebt haben. Phan Que Mai verschönert nichts. Unaufgeregt erzählt sie von der Teilnahmslosigkeit der US-Botschaft in Vietnam, die darauf aus ist, möglichst viele Amerasier davon abzuhalten,  in die Staaten auszuwandern. Sie erzählt auch von einem  ehemaligen Soldaten, Hubschrauberpilot, der 2016 erst den Mut findet, nach Vietnam zurückzukehren und nach seiner Geliebten von damals und dem Kind zu suchen. 1969, als er von der Schwangerschaft erfuhr, hat er sich nur umgedreht und ist davongelaufen. Und nun, 47 Jahre später, besinnt er sich und sucht nach der Frau und seinem Kind. Es ist so banal wie alltäglich: Besatzungssoldaten drücken sich vor der Verantwortung, die Frauen in der ganzen Welt werden mit ihren Sorgen und Problemen wegen der Schwangerschaft u nd dem Kind allein gelassen.

 

Und doch, Dan kann zwar sein Kind nicht finden, nimmt sich aber Phongs und seiner Familie an. Vielleicht, um getanes Unrecht zu sühnen, der späte Versuch der Wiedergutmachung, oder einfach, weil er ein anderer, ein besserer und reifer Mensch geworden ist. 

Das Buch endet in einer sehr versöhnlichen Note: “Ich habe dieses Buch geschrieben als Gebet für eine Welt, in der es mehr Mitgefühl, Frieden, Vergebung und Heilung gibt. Möge unser Planet nie wieder einen bewaffneten Konflikt erleben” (S. 439). Das Buch erschien 2024. Zwei Jahre seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und ein halbes Jahr seit dem Krieg im Gaza-Streifen zwischen Hisbollah und Israel.