Rezension

Spiritueller Weg. Tiefe Erkenntnisse.

Licht auf meinem Pfad - Schwester Benedikta

Licht auf meinem Pfad
von Schwester Benedikta

Bewertet mit 4 Sternen

Was soll ich sagen? Die Frau hat mich aufgebracht. Und dann habe ich sie doch verstanden. In vielem, nicht in allem. Lest selber.

Schwester Benedikta war einmal eine Franziska. Ihr Start ins Leben war nicht gerade einfach und von den normalen Verwicklungen, die vom Schicksal ins Leben geknotet werden, hat sie einiges auch selbst verknotet, um nicht zu sagen verkorkst. Deshalb war sie schon früh auf der Suche „nach dem Sinn von alles“. Sie lernte den Beruf der Erzieherin und später Atemtherapeutin. Sie war zweimal verheiratet und hat Kinder. Doch immer war da die Suche. Und Gott. Gott war da.

Schließlich, nachdem sie zum Katholizismus konvertierte, bewirbt sie sich im Jahr 2014 als Einsiedlerin in der Verenaschlucht bei Solothurn in der Schweiz. Dort lebt sie für anderthalb Jahre und ist für die vielen Besucher in der Einsiedelei fast rundum verfügbar. So will es die ausschreibende Gemeinde. Doch der riesige Trubel ist zu viel und verträgt sich immer weniger mit einem kontemplativen Leben. Sie steigt wieder aus. Diese letzte Information stammt nicht mehr aus dem Buch. Unter dem Titel „Zwei Zimmer, Bad, Kapellen“ hat die Zeit ein lesenswertes Interview veröffentlicht als sie gerade ihre Stelle als Einsiedlerin angetreten hat, (http://www.zeit.de/2014/31/schwester-benedikta-eremitin-schweiz).

Dennoch hat Benedikta nicht nur innere, sondern auch immer mehr an äußerer Stabilität gewonnen.

Die Lebenseindrücke von Benedikta gehen mir lange nach. Im ersten Teil als sie von ihren Erfahrungen in Kindheit und Jugend spricht, bin ich traurig. Manchmal ärgere ich mich auch, zum Beispiel über den Zickzackkurs ihres Lebens und über die mangelnde Sensibilität ihrer Umwelt. 

Weitere Eindrücke: Schwester Benedikta scheint ein wenig unstet unterwegs zu sein und meines Erachtens verträgt sich das nicht so richtig mit ihrer christlichen Berufung.

Im zweiten Teil liegt der Schwerpunkt des Buches auf ihren religiösen und spirituellen Erkenntnissen und siehe da, ich kann mit ganz vielem mitgehen. Wie ist es möglich, dass ein „einfacher Mensch“ so viele tiefe Erkenntnisse gewinnt? Durch das Studium der Heiligen Schrift. Das leuchtet ein und nötigt mir Respekt ab. Respekt ist Schwester Benedikta übrigens sehr wichtig. Sie möchte in ihrem Glauben und auf ihrem Glaubensweg respektiert werden, umgekehrt lebt sie ein Leben des Respektierens. Davon kann sich mancher eine Scheibe abschneiden.

Fazit: Die Autobiografie „Licht auf meinem Pfad“ läßt Raum, Raum zum Nachdenken, zum Traurig sein und zur Erkenntnis. Im ersten Teil empfand ich den Stil als holprig. Aber insgesamt sind die Lebenserinnerungen und Erkenntnisse der Schwester Benedikta eine lohnende Lektüre.

Kategorie: Biografie/Autobiografie
Verlag: Orell Füssli, 2015

(Ein Verlagsname, der wie der Name einer Nudelsorte klingt - typisch Schweiz halt ;-).

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 26. August 2016 um 17:12

"Sie möchte in ihrem Glauben und auf ihrem Glaubensweg respektiert werden, umgekehrt lebt sie ein Leben des Respektierens" - ja, ich glaube, das trifft es sehr gut.