Rezension

Spannung bis zum Schlus - und darüber hinaus

Closer - Donn Cortez

Closer
von Donn Cortez

Bewertet mit 5 Sternen

Direkt zu Beginn befindet man sich in einem Gespräch zwischen einer Prostituierten vom Straßenstrich und ihrem potenziellen Freier.
Sie verbringen ein paar gemeinsame Stunden miteinander und gehen beide wieder ihrer Wege. Das Einzige was etwas merkwürdig rüberkommt ist die Tatsache, dass er ihr Glas begutachtet und von "mehreren brauchbaren Fingerabdrücken" die Rede ist.

Danach lernt man eine weitere Prostituierte, Nikki, kennen. Auch sie steigt bei einem Freier ins Auto und fährt mit ihm davon. Allerdings wird dieser Wagen von einem weißen Lieferwagen verfolgt.
Auch Nikki und ihr Freier verbringen eine gewisse Zeit miteinander. Als Nikki danach ins Bad geht, schlägt die Tür hinter ihr zu und es gibt kein Entkommen für sie. Das Bad besitzt keine Fenster und auch die Tür wurde von außen verriegelt. An der Tür hängt von innen ein Poster, unter dem sich Bilder von getöteten Frauen befinden und Nikki soll das nächste Opfer dieses Serienkillers werden.
Was der Killer nicht weiß - Nikki ist nicht zufällig bei ihm, sondern er wurde ganz gezielt ausgewählt. Und Nikki hat einen Partner, der den Freier mit einem Elektroschocker zu Fall bringt.

"Das ist der Closer, du armseliger Bastard. Und jetzt tust du mir schon fast ein bisschen leid."
Sie trat ihm hart gegen den Kopf.
"Fast", zischte sie.

(Seite 22)

Nachdem Jacks Familie von einem Serienkiller auf bestialische Weise ermordet wurde, befindet er sich auf der Suche nach ihm.
Nikki, angetrieben von unzähligen Morden an ihren Kolleginnen vom Straßenstrich, spielt den Lockvogel für ihn.
Gemeinsam suchen sie nach Serienkillern, locken sie in eine Falle und Jack verhört sie unter Folter. Diese Verhöre zeichnet er auf einem Tonband auf, tötet seine Opfer (kann man bei solchen Menschen wirklich von Opfern sprechen?) und übergibt sie und die Tonbänder anonym an die Polizei.

"Der Closer" hat wieder zugeschlagen. Er wird so genannt, weil er in Viglantenmanier im Alleingang ungeklärte Mordfälle abschließt.
(Seite 29)

Als ich das Buch gekauft hatte, klebte am Cover ein Aufkleber mit den Worten "Nichts für schwache Nerven".
Die Foltermethoden werden sehr genau beschrieben und es fließt stellenweise recht viel Blut, aber es kam nie der Punkt an dem ich dachte 'Oh mein Gott ist das widerlich...da kann ich nicht weiterlesen' (vielleicht sollte mir das zu denken geben? ^^).

Das Buch ist ein wahrer Pageturner und ich fand es unglaublich spannend.
Die Frage nach dem "Warum?" trieb mich immer weiter forwärts.

  • Warum tut ein Mensch sowas?
  • Warum kann er nicht damit aufhören?
  • Warum wurde ausgerechnet seine Familie getötet?
  • Warum werden Menschen zu Serienkillern?

Und dann beschäftigte mich auch noch eine andere Frage.

  • Kann ein Mensch solch einen "Job" machen, ohne dabei selbst den Verstand zu verlieren und irgendwann nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden?

Diese Frage wird indirekt auch im Buch gestellt.

"Er ist völlig leer, Mädchen. Das ganze Foltern, all das Schreckliche, das er tut, ist nichts weiter als sein verdammter Job. Es kratzt ihn überhaupt nicht. Es ist, als führe er ein Konzentrationslager - hier eine weitere Wagenladung Häftlinge, ab in die Gaskammer, ist schon Zeit für die Kaffeepause? Der Mensch gewöhnt sich an alles - selbst Folter wird nach einer Weile zur Routine. Verdammt, ich schwöre, ich hab ihn sogar einmal gähnen sehen!"
"Nein", flüsterte sie.
"Aber selbst Nazis haben ein Privatleben, nicht wahr? Hobbys, eine Familie. Nur der Closer nicht...dies ist alles, was er hat. Was er tut. Was er ist. [...]"

(Seite 147, f.)

Während des Lesens stellt man sich unweigerlich all diese Fragen. Manche werden beantwortet, manche nicht. Manche Fragen muss man eben einfach für sich selbst klären.

Ob man den Closer nun als Held oder ebenfalls als Serienkiller sieht, bleibt jedem selbst überlassen, doch sollte man sich fragen, ob und wenn ja mit wem man Mitleid empfinden möchte.
Mit Serienkillern die einfach aus Spaß töten und daraufhin selbst zum Opfer werden oder mit einem Mann, der den Hinterbliebenen der Opfern Antworten auf ihre Fragen liefert.
Über all dem schwebt allerdings die Frage wie weit ein Mensch im eigentlich guten Glauben töten kann, ohne selbst auf die "falsche Bahn" zu geraten.

Den zweiten Teil werde ich mir definitiv auch noch zulegen und hoffe darin noch ein paar Antworten auf ausstehende Fragen zu finden.

 

Die komplette Rezension findet ihr auf meinem Blog :-)

http://franzyliestundlebt.blogspot.de