Rezension

spannender als ein Krimi

Der Kämpfer im Vatikan - Andreas Englisch

Der Kämpfer im Vatikan
von Andreas Englisch

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn mir vor Jahren jemand gesagt hätte, dass ich einmal ein Buch über einen Papst lesen würde, hätte ich ihn ausgelacht. Doch dieser neue Papst Franziskus hat meine Neugierde geweckt, weil er so ganz anders ist als seine Vorgänger und eine ganz andere Ideologie vertritt .Zurück zur Bestimmung einer Kirche, wie Jesus sie gewollt hätte, nämlich eine Kirche die den Armen und Benachteiligten hilft, für sie einsteht und auch Gelder zur Verbesserung von Lebensbedingungen schafft. Denn Papst Franziskus vertritt die These, wenn jemand in Armut lebt, hat er genug damit zu tun ums Überleben zu kämpfen, da ist kein Platz, um sich mit dem Katechismus zu beschäftigen. Eigentlich einleuchtend und verwunderlich, dass sonst niemand darauf kam. Da musste erst jemand aus Lateinamerika kommen, wo das Verhältnis zwischen Arm und Reich so drastisch ist , wie wohl nirgendwo auf der Welt. Vielleicht musste Papst Franziskus deshalb auch immer zurückstecken, wenn es darum ging sich Gehör zu verschaffen. So einen Aufrührer schiebt man am besten dahin ab, wo er am wenigsten Schaden anrichten kann und so geschah es auch. Und doch ist er jetzt im Vatikan, als Stellvertreter Gottes gewählt und ich kann mir die Bemerkung nicht verkneifen zu sagen: " Da hatte wohl doch jemand seine Hand im Spiel, der sah, wie seine Kirche immer mehr von dem ankam , was sie eigentlich tuen sollte. Denn es ist fünf vor zwölf, das Vertrauen in die Kirche nach den vielen Skandalen bis in die Grundfeste erschüttert.

Andreas Englisch, ein Vatikanista, der schon Bücher über die letzten drei Päpste geschrieben hat, hat hier ein Buch geschrieben, dass nicht nur erklärt, wie es dazu kommen konnte, dass man einen Mann wie Jorge Mario Bergoglio jetzt zum Papst gewählt hat ,sondern er beschreibt auch, wie der neue Papst das Ansehen der Kirche wiederherstellt durch sein Handeln, vor allem innerhalb der Kurie. Er taucht dafür in die jüngste Vergangenheit der Kirchengeschichte, zurück bis zum 2. Weltkrieg ein, manchmal sogar darüber hinaus. Er vergleicht die letzte drei Päpste miteinander, ihre Vorstellung von Glauben und wie sie ihre Aufgabe in der Kirche sehen, berichtet über zurückliegende aber auch aktuelle Skandale des Vatikans und vor allem der Vatikanbank, die für Insider allerdings nicht neu sind und verpackt das ganze in einen gut lesbaren Schreibstil. Auch die Veränderungen in seiner Glaubenseinstellung, die durch Papst Johannes II. finden hier einen Platz.

Papst Franziskus ist ein Rebell, ein Kämpfer im Vatikan, der, wenn er noch lange lebt, was ich hoffe, noch vieles bewirken kann und zwar soviel, dass, der Meinung ist auch Englisch, man nicht mehr zur alten Zeit zurückgehen kann. Er kämpft gegen Hochmut und Unehrlichkeit , bricht alte Strukturen auf und setzt dabei sein Leben aufs Spiel, darüber sollte man sich im Klaren sein.Er ist ein Mann, der für die Menschen lebt, der ihre Schwächen kennt und nicht mit Bestrafung reagiert, sondern mit Verständnis. Ich glaube wir brauchen so einen Mann an der Spitze der Kirche, wenn diese Institution nicht irgendwann untergehen soll, denn wer hier über die Skandale der Kurie und der Vatikanbank liest, dem bleibt eigentlich als Konsequenz nur noch der Kirchenaustritt.

Hoffen wir, dass Papst Franziskus nicht eines Tages an einer ominösen Krankheit stirbt, die sich keiner erklären kann, denn er stellt den Hoffnungsträger der Kirche da , dem ich ein langes Leben wünsche und dem ich viel Hochachtung entgegenbringe, weil er den Mut und hoffentlich auch noch lange die Kraft hat, sich gegen diesen mächtigen Gegner zu stellen.