Rezension

Spannende Jugenddystopie

Die Fischerkinder - Melissa C. Feurer

Die Fischerkinder
von Melissa C. Feurer

Bewertet mit 4 Sternen

Irgendwo in Nordeuropa in der Zukunft. Vielleicht hieß die Gegend früher einmal Deutschland, vielleicht auch nicht. In Leonardsburg herrscht ab neun Uhr abends Ausgangssperre. Lebensmittel kann man nur gegen Rationskarten und Abscannen eines silbernen Identitäts-Armbändchens erhalten. Seit dem Tag 0 hat Vater Staat seine Grenzen dichtgemacht, sämtlichen Handel mit dem Ausland eingestellt und erzieht nun seine darbenden Bürger zu treuen Diktaturhörigen. Den Städtern geht es noch relativ gut. Aber die Menschen in den Außenvierteln schuften auf den Feldern, ohne dass es wirklich zum Lebensunterhalt reichen würde...
Miras Vater ist ein angesehener Staatsbeamter, und dem reibungslosen Lebenslauf seiner Tochter stünde eigentlich nichts im Wege. Wäre da nicht ihre Leidenschaft für Romane, die sie wöchentlich bei Edmund Porter ausleiht. Bücher sind verpönt, aber nicht verboten. Ihnen haftet etwas Aufrührerisches an. Aber wer kann ahnen, dass der wohlerzogenen und mehr oder weniger gehirngewaschenen Staatsbeamtentochter ausgerechnet das gefährlichste Buch aller Bücher in die Hände gerät? Mit diesem Buch beginnt für Mira ein Schritt in eine faszinierende, verbotene Welt - die der Fischerkinder.

Dystopien stellen die was-wäre-wenn-Frage. Das ist es, was mich hin und wieder an diesem Genre reizt. In diesem Fall lautet die bestürzende Fragestellung: Was wäre, wenn die Menschen nichts mehr von Gott wüssten? Wenn ihnen ein solches Wissen streng untersagt wäre? Religiöse Treffen als "Konspirative Kleingruppen" und damit als schwerster Landesverrat gälten? Die Realisierung dieses Szenarios als spannendes, christliches und nicht eben unpolitisches Jugendbuch halte ich für sehr gelungen. Hin und wieder dachte ich beim Lesen: Nordkorea. Ungefähr so muss es dort zugehen. Auch wenn sich vereinzelt logische Schwachstellen im Handlungsverlauf auftun: insgesamt hat die Autorin hier eine schlüssige dystopische Situation geschaffen, die ich mit großer Begeisterung gelesen habe und die spannend bis zur letzten Seite bleibt. Obwohl der Klappentext leider ein Wort zuviel verrät, wenn Ihr versteht, was ich meine.

Auf die Fortsetzung darf man gespannt sein.
Leseempfehlung!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 25. Juni 2018 um 10:54

Klingt beinahe interessant.