Rezension

Solides Jugendbuch vor einem authentischen historischen Setting

The Disgrace of Kitty Grey - Mary Hooper

The Disgrace of Kitty Grey
von Mary Hooper

*Worum geht's?*
Kitty Grey ist glücklich. Als Milchmagd ist sie nicht sonderlich reich an Gütern oder Geld, doch ihr sorgloses und bescheidenes Leben genügt ihr völlig. Sie liebt ihre Anstellung, ihre Tiere, ihr Zuhause. Nur eines fehlt, um alles perfekt zu machen: Ein Antrag von Will, ihrem heimlichen Geliebten. Als Will eines Tages plötzlich verschwindet und sogar seine kleine Schwester ohne eine Nachricht zurücklässt, bricht für Kitty nicht nur eine Welt zusammen, sondern auch ihr Herz. Doch Kitty lässt den Kopf nicht hängen! Als sie von ihrer Hausherrin den Auftrag erhält, nach London zu reisen und dort eine Ausgabe des beliebten „Pride and Prejudice“ von Jane Austen zu beschaffen, wittert sie ihre Chance. Will hat stets von London geschwärmt...

*Meine Meinung:*
An historischen Romanen mangelt es dem Buchmarkt nicht. An historischen Jugendromanen dagegen schon! Diese kleine Genrenische, die ich schon vor Jahren für mich entdeckt habe, findet auf den Bestseller-Listen eher keine Beachtung und hat daher auch nur wenig Autoren, die sich für sie interessieren. Eine, die jedoch regelmäßig für Nachschub sorgt und sich über ihre Romane hinweg zu eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen gemausert hat, ist Mary Hooper, die Autorin von „The Disgrace of Kitty Grey“.

„The Disgrace of Kitty Grey“ erzählt die Geschichte der jungen Milchmagd Kitty Grey, die in dem ländlichen Devonshire ein bescheidenes, aber sorgloses Leben führt. Sie liebt ihren Beruf, ihre Kühe – und Will, den jungen Bootsmann, mit dem sie sich seit einiger Zeit heimlich trifft. Nun muss Will nur noch offiziell um Kittys Hand anhalten und alles in ihrem Leben wäre perfekt. Doch natürlich kommt es nicht so, wie es sich Kitty erträumt hätte. Will verschwindet spurlos. Und das ist nur der Anfang des Dramas, das das Leben für Kitty parat hält.

Auf eines ist in Mary Hoopers Büchern stets Verlass: Ihre Geschichten sind authentisch und realistisch. Sie leistet großartige Recherchearbeit und passt die Handlungen ihrer Romane so genau an die wahren Geschehnisse und Lebensumstände der Vergangenheit an, dass sich jedes ihrer Bücher wie eine kleine Reise durch die Weltgeschichte anfühlt. Auch Kittys Geschichte, die natürlich rein fiktiv ist, wirkt so echt, dass sie tatsächlich so hätte geschehen können.

Trotz der authentischen Atmosphäre und Mary Hoopers gewohnt mitreißenden Schreibstils konnte mich „The Disgrace of Kitty Grey“ leider nicht so sehr packen, wie ich es mir gewünscht hätte. Nach einem vielversprechenden Start mit hohem Unterhaltungspotenzial (Kitty soll eine ihrer Kühe für einen Auftritt trainieren – herrlich!), driftet die Handlung schnell in ein verworrenes Chaos ab. Dass es in London längst nicht so beschaulich zugeht wie in Devonshire ist natürlich klar. Allerdings folgt eine Katastrophe so abrupt auf die nächste, dass ein paar Seiten mehr der Geschichte gut zu Gesicht gestanden hätten, um dem Drama auch die nötige Tiefe zu verleihen.

Kitty als Protagonistin hätte Mary Hooper dagegen kaum besser treffen können. Sie ist eine starke junge Frau, die sich für ihre Ziele einsetzt und stets pflichtbewusst und verantwortungsvoll handelt. Stark, entschlossen und mutig stellt sie sich jedem Hindernis entgegen, das ihr in ihrem Leben begegnet. Eine ordentliche Vorbildfunktion liefert Kitty zweifelsohne ab – und das auf eine rundum sympathische Art und Weise, die es unmöglich macht, nicht mit Kitty mitzufiebern.

*Fazit:*
„The Disgrace of Kitty Grey“ ist ein solides Jugendbuch für alle, die sich gerne von einem authentischen historischen Setting verzaubern lassen. Die Geschichte der jungen Milchmagd Kitty, die auf einer spannenden Reise nach London alles zu verlieren droht, das ihr je lieb und teuer gewesen ist, glänzt vor allem durch ihre starke Protagonistin und Hoopers großartige Recherchearbeit. Leider kann die Handlung jedoch nicht mit Hoopers anderen Romanen mithalten. Für Fans von historischen Jugendromanen definitiv einen Blick wert – für alle, die es erst werden wollen, empfehle ich aber eher Mary Hoopers andere Romane. Für „The Disgrace of Kitty Grey“ vergebe ich 3 Lurche.