Rezension

Solides Debüt

Amerikanisches Solo - Katja Eichinger

Amerikanisches Solo
von Katja Eichinger

Inhalt

Harry Cubs ist ein prominenter Jazzmusiker, der cool, gut aussehend, aber auch einsam ist. Nach dem Abschluss seiner Tournee nutzt er die Auszeit in seinem Haus in L.A., um wieder zur Ruhe zu kommen. Als er seine neue Nachbarin Mona kennenlernt ist er besessen von der Idee, dass sie von ihrem wesentlich älteren Mann unterdrückt wird und nur er ihr ein gutes Leben bieten kann. Er will Mona retten. Aber was wird diese Rettung für Folgen haben?

Meine Meinung

Katja Eichinger legt mit ihrem Debüt-Roman die Studie eines erfolgreichen Mannes vor, der getrieben von Obsession und am Rande des Wahnsinns denkt, dass er und nur er der Retter in der Not ist. Besessen von dem Gedanken, dass Mona ein schlechtes Leben an der Seite ihres älteren Mannes lebt, greift er zu Mitteln, die erschreckend sind. Er dringt in eine Beziehung ein, die trotz des Altersunterschieds funktioniert und durch Liebe geprägt ist, auch wenn es schwer vorstellbar ist, dass eine Frau einen Mann wirklich lieben kann, der auch ihr Vater sein könnte. Dieses Wissen alleine macht Harry zum selbsternannten Wohltäter, den niemand benötigt.

Harry Cubs war mir weder sympathisch noch unsympathisch. Seltsamerweise habe ich gar nichts für ihn empfunden, weil er und seine Denkweise mir den ganzen Verlauf der Geschichte über fremd blieb. Und auch die Handlung, die teilweise vor sich hinplätschert und in der nicht viel passiert, hätte um einiges spannender sein dürfen. Das Buch lässt sich zwar flüssig und vor allem auch schnell lesen, aber das besondere etwas hat für mich gefehlt, auch wenn eigentlich alle Zutaten für eine packende Geschichte vorhanden sind.

Was mir gut gefallen hat, ist die Szenerie, die die Autorin in ihrem Buch erzeugt. Das festungsartige Haus im Laurel Canyon mit den im Keller befindlichen Terrarien voller Giftschlangen, einem Archiv mit Jazzaufnahmen und nicht zu vergessen - dem Panic Room. All dies hatte schon Anleihen an einen Quentin Tarantino Film, mit dem das Buch gerne verglichen wird, hat dieses Potenzial jedoch nicht ausgeschöpft.

Fazit

"Amerikanisches Solo" ist ein solides Debüt, welches stellenweise an einen Film Noir denken lässt, das Niveau dessen jedoch nicht vollends halten kann.