Rezension

So sei, so reife!

Der große Sommer
von Ewald Arenz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was macht einen Sommer explizit "groß"? Sind es viele Erlebnisse? Reicht ein bestimmtes? Oder sind es die gefühlsopulenten, die sich in die Erinnerung meißeln? Jeder hat diesen Sommer ...

... in Ewald Arenz' neuem Buch erlebt Friedrich Büchner seinen großen Sommer. Und durch ihn in Retrospektive erzählend wird der Leser in seinen eigenen zurückgeworfen.

Friedrichs Ferien sollen diesmal anders werden. Den ersehnten gemeinsamen Familienurlaub wird er nicht antreten können. Stattdessen verbringt er die Schulauszeit bei seinen Großeltern. Die Vormittage sind für intensive Studien vorgesehen, an den Nachmittagen hat er Zeit für seinen besten Freund Johann, seiner Schwester Agnes und Beate, das im Freibad kennengelernte Mädchen. Zusammen erleben die vier durchtränkt mit allen Farben der Leichtigkeit lebendige Tage. Ihr entgegenprallend eine desillusionierte Ernüchterung.

Ewald Arenz kreierte in eindrucksvollen Bildern einen Sommer, den alle adaptierend nachempfinden können. Mit eigens produzierten Illusionen und Szenarien. Reflechierend taucht der Leser in Friedrichs erstes Mal Alleinsein, Freundschaft, Liebe, pubertäre Narretei, Verantwortung und Mitgefühl ein und wird in den Sog der zerrenden Gefühle des jungen Protagonisten mitgerissen, um anschließend daraus freikämpfend und loslösend zielgerichtet aufzusteigen. Im Strudel sämtlicher Emotionen werden nebenbei Wolkenschlösser gebaut und individuelle Erfahrungen gesammelt.

Alle Figuren dieses Romans agieren und reagieren menschlich und echt. Sie sind durchweg sympathisch, trotz der Rohheit einer Reise zum bevorstehenden adulten Charakter. Dem gegenüber stellte Arenz gefestigte Figuren, die die widerfahrende Erlebnisse überdenkend reflektieren.

Das Thema ist bekannt und oft lierarisiert worden. Friedrichs Gedanken sind manchmal zu fein gesponnen und vollendet (aus)gedacht für einen Jungen seines Alters..

Dennoch ist der Roman ein wahrlich interessanter und intensiver Streifzug zum adoleszenten Ich, zurück zu dem einen Sommer! Bildschön und gleitend hinfortlesend.