Rezension

So mag ich historische Romane

Die Rechenkünstlerin - Helga Glaesener

Die Rechenkünstlerin
von Helga Glaesener

Bewertet mit 4 Sternen

»Schreibt Ihr eigentlich nur, oder könnt Ihr auch lesen?« »Ich schreibe, lese und begreife es.«

Carlotta ist eine hochintelligente junge Frau, die Mathematik ist ihre Leidenschaft. In der heutigen Zeit wäre sie vermutlich Professorin, aber im Jahr 1389 beschränkt sich ihre Tätigkeit an der Universität Heidelberg auf die Versorgung der Scholaren. Wenn sie nicht gerade kocht oder sonstigen leidigen Haushaltspflichten nachgeht, versinkt sie mit Vorliebe in mathematischen Problemen oder schreibt als kleiner Nebenverdienst wissenschaftliche Texte ab.

 

Der Tod ihrer Freundin Zölestine stellt sie jedoch vor völlig neue Herausforderungen. Angeblich hat die junge Frau Selbstmord begangen, was sich Carola überhaupt nicht vorstellen kann. Als sie dann auch noch an der aufgebahrten Leiche verdächtige Würgemale entdeckt, ist sie sicher, dass Zölestine ermordet wurde. In einer Zeit, in der eine intelligente Frau höchst einfach aus dem Weg geräumt werden kann, indem man sie der Hexerei bezichtigt, macht sie sich mutig an die Nachforschungen. Unterstützt von einem geheimnisvollen Magister, der selbst eine unheilvolle Begabung hat, sich mit ranghohen Persönlichkeiten anzulegen…

 

Bücher dieser Art lese ich selten. Dabei finde ich die historischen Hintergründe oft hochinteressant und versinke gern in früheren Zeiten, nur sind mir diese Romane oft zu schwülstig und kitschig. Das trifft auf dieses Buch hier zum Glück nicht zu, ich konnte gut in die Geschichte eintauchen und mit Carlotta und dem Magister mitfiebern. Beide waren mir sehr sympathisch, herrlich unangepasst, mit einem Dickschädel, Intelligenz und Mut. Der Magister zeichnet sich zudem durch einen scharfzüngigen, trockenen Humor aus.

 

Natürlich ahnt man beim Lesen, dass sich zwischen den beiden eine Beziehung entwickelt, zu meiner großen Erleichterung verzichtete die Autorin jedoch auf ausschweifende Romantik und als einmal eine entsprechende Passage kam, war sie so schön und anrührend geschrieben, dass sie mir richtig ans Herz ging. Spannend wird es außerdem und die Auflösung des Falls ordentlich knifflig und gefährlich.

 

Fazit: So mag ich historische Romane. Eine starke und intelligente Frau, Spannung und wohldosierte, nicht kitschig werdende Romantik.