Rezension

Skurril, irrwitzig und absolut außergewöhnlich

Die dunklen Geheimnisse von Heap House -

Die dunklen Geheimnisse von Heap House
von Edward Carey

Bewertet mit 5 Sternen

Clod ist ein Iremonger. Er lebt mit seiner sonderbaren Familie auf dem Familienanwesen Heap House, welches auch keiner der Iremongers je verlässt. Gebaut auf einer Müllhalde, umgeben von Schutt, Schimmel, Gestank und allerlei Gerümpel. Das Besondere an den Iremongers, abgesehen von ihrer eigenbrötlerischen Art, jeder von ihnen bekommt bei seiner Geburt ein Objekt zugewiesen und Clod ist der Einzige, der diese Objekte Namen flüstern hört. Als dann eines Tages der Türknauf seiner Tante verschwindet und das Waisenmädchen Lucy Pennant in Heap House auftaucht, geschehen seltsame Dinge und über dem Anwesen braut sich ein Sturm zusammen. Schrecklichen Geheimnisse kommen ans Licht und vergangene Rätsel wollen gelöst werden. Schlussendlich muss sich Clod die Frage stellen, wem er überhaupt vertrauen und ob er die Werte seiner Familie noch vertreten kann.

Vorab kann ich schon mal sagen, dass dieses Buch ein unerwartetes Highlight war. Das Buch ist absolut skurill, spannend, humorvoll, teilweise auch bittersüß, ein wenig depressiv und auch traurig und die Geschichte ist wirklich innovativ und außergewöhnlich. Hier hat der Autor sich wirklich eine geniale und gut durchdachte Idee einfallen lassen. Man hat ein wenig das Gefühl in ein bizarres Tim Burton Abenteuer abzutauchen und gerade das hat mir sehr gut gefallen.

Wir begleiten hier Clod, einen eher kränklich und melancholisch anmutenden Jungen, der zu Beginn der Geschichte sehr zurückhaltend, schüchtern und verletzlich wirkt, und Lucy, ein taffes, freches und vom Schicksal gezeichnetes Mädchen, welches dankbar ist in den Heaps aufgenommen zu werden und so nicht in den Müllbergen arbeiten zu müssen. Eigentlich dürfen die beiden aufgrund ihres unterschiedlichen Standes gar nicht miteinander in Kontakt treten, aber dennoch üben beide aufeinander die Anziehung von etwas Neuem und Geheimnisvollen aufeinander aus. Bei Clod bemerkt man an einem bestimmten Punkt in der Geschichte, dass er plötzlich sehr selbstbewusst und sogar leicht überheblich wird. Ich fand diese Veränderung zwar gut, aber leider war sie mir ein wenig zu sehr auf dieses spezielle Ereignis bezogen und ich frage mich, ob er diese Charakterentwicklung auch gemacht hätte, wenn es diese kleine Änderung in seinem Leben nicht gegeben hätte. Die anderen Charaktere sind durchgehend sehr eigen und authentisch, was den ganz besonderen Charme des Buches ausmacht. Jeder von ihnen hat seine ganz speziellen Eigenarten und dies sorgt fast durchgehend für eine gewisse Spannung.

Da ich jemand bin, der sehr gerne in Bücher, Filmen, etc. miträtselt, konnte ich zwar ziemlich schnell Theorien darüber aufstellen, was in Heap House wirklich gespielt wird, aber dennoch war ich von der späteren Auflösung und den Gründen sehr überrascht. Einige Rätsel konnte selbst ich nicht ergründen und wenig, wenn auch nicht viel, bleibt am Ende offen. Hier haben wir es auch mit einem sehr fiesen Cliffhänger zu tun, weshalb ich sehr auf den zweiten Band gespannt bin. Ich frage mich, wie der Autor diese Misere lösen will und was wir noch für grausige Geheimnisse aufdecken werden.

Der Schreibstil ist zu Beginn tatsächlich etwas gewöhnungsbedürftig, da man die unterschiedlichen Stände und Charaktere wirklich sehr stark herausliest. Es gibt einige Dopplungen, Metaphern und viele versteckte Hinweise, die einen des Öfteren im Lesefluss stocken lassen. Wenn man jedoch erst mal drin ist, so war es zumindest bei mir, findet man leicht Gefallen an diesem sehr besonderen Schreibstil.

Alles in Allem für mich ein wirklich sehr gelungener erster Band, dem ich trotz ein paar Ungereimtheiten, die in den folgenden Bänden hoffentlich geklärt werden, und ein paar Punkten, die mir storytechnisch persönlich nicht gefallen haben, 5 Sterne gebe. Eine Empfehlung für alle, die auch mal auf etwas andere, leicht verstörende Geschichten stehen.