Rezension

Siegerin - Welche Gefühle darf man beim Töten empfinden?

Siegerin -

Siegerin
von Yishai Sarid

Bewertet mit 5 Sternen

Welche Gefühle darf man beim Töten empfinden? Welche Rolle spielt die Psychologie im israelisch-palästinensichem Konflikt?

Die hochbegabte Abigail hat wie ihr Vater Psychologie studiert. Während er meint, Psychologie und Militär vertrügen sich nicht, berät sie das israelische Militär. Sie bereitet  die Soldaten auf ihre Kampfeinsätze vor oder therapiert diese nach  traumatisierenden Erlebnissen.

Abigails Sohn leistet als Fallschirmjäger in einer Eliteeinheit seinen Wehrdienst und gerät psychisch an seine Grenzen. Abigail schwankt zwischen ihren Gefühlen als Mutter, die unbedingt ihr Kind beschützen möchte und der bedeutenden Militärpsychologin, die eine wichtige Rolle bei der Landesverteidigung wahrnimmt.

Das Buch thematisiert die psychologische Kriegsführung auf israelischer und palästinensischer Seite, die durch direkte Ansprache ihre Anhänger zu Provokationen am israelisch-palästinensischen Grenzzaun anstiftet.

Im Buch wird der Unterschied zwischen Töten und Morden thematisiert. Abigail erlebt spät im Roman das lustvollen Gefühl des Tötens, als ein junger Scharfschütze, der ihr Liebhaber  wird, sie bei einem Einsatz daran teilhaben lässt.

Ist Abigail eine Siegerin, weil sie das Töten nur von der lustvollen Seite her erfährt und sie nicht die Traumata ihrer Patienten erlebt? Sie wirkt abgeklärt und distanziert, beherrscht scheinbar jede Situation. Ausgerechnet zu ihrem Vater und ihrem Sohn kann sie jedoch keine wirkliche Nähe herstellen.

Sarid beschreibt sehr einfühlsam starke Protagonistinnen, die gefühlsmäßig  an ihre Grenzen geraten können. Im Wettstreit der  Psychologie mit dem Militär obsiegt Erstere.