Rezension

Sehr gutes Buch

Beijing Baby - Volker Häring

Beijing Baby
von Volker Häring

Bewertet mit 4 Sternen

China Krimi ?
Kann ich eigentlich nicht  stehen lassen, denn das ist mein einziger Kritikpunkt - dieses Buch kann sich nicht so entscheiden, ob das nun ein Krimi ist, oder doch ein Liebesroman, vielleicht aber auch eine romanhafte Dokumentation.
Wie gesagt, dass ist auch mein einziger Kritikpunkt. Denn ansonsten hat mich das Buch begeistert, interessiert und neugierig gemacht.
Neugierig auf China, dass der Autor sehr informativ darstellt, er Vergleiche zwischen dem "alten" und dem "neuen" China anstellt ohne lehrerhaft zu wirken, sondern diese in in die Romanhandlung mit einbaut. Immer wieder zeigt der Autor gerade hier einen süffisanten und hintersinnigen Humor, der mir sehr gefallen hat. Zudem wertet der Autor nicht, sondern lässt seine Figuren werten, und der Leser hat die Möglichkeit sich seine eigene Meinung zu bilden.
Auch die Protagonisten des Romans sind sehr gut gezeichnet, auch hier ohne zu werten. Ob es eine Prostituierte ist, eine schon leicht verwelkte Schwester oder eine Kommissarin, alle  sind gut gezeichnete Frauengestalten, die Tiefgang haben, hochinteressant sind und viel über das heutige China preisgeben. Zwei Männergestalten (Philip und Inspektor Wang)  sind ebenfalls sehr interessant. Es macht Spaß, ihnen durch den Roman zu folgen.
Der Schreibstil ist straff, ergeht sich gottseidank nicht in sinnlose Wiederholungen, bleibt selbst bei dokumentarischen Abschnitten im Stil des Roman, was ich sehr erfrischend fand.
Diese dokumentarischen Anteile des Roman waren für mich eine Überraschung. Beschrieben werden z. T. die historischen Entwicklungen seit Mao, die Stadt Peking wird lustvoll beschrieben, zu mindestens das "alte" Peking. Erschreckend das "neue" China, das verrottet, korrupt, geldgierig und ohne Moral daherkommt. man bedauert als Leser den Verlust vieler Traditionen. 
Auch etwas, dass mich an diesem Roman begeistert hat. Das Zusammentreffen zweier Generationen in Personen des Inspektor Wang, der kurz vor der Rente steht und der jungen Kriminalkommissarin. Die Konflikte, die dabei entstehen, machen das Buch auch deshalb so fesselnd, weil nicht nur zwei politische Lager aufeinander treffen, sondern auch Frau - Mann, Landei - Städter, Traditionalist- NeoChinesin und angepasst-unangepasst.

Ich kann dieses Buch aus vollem Herzen empfehlen, würde ihm gerne 5 Sterne geben. Aber für das wankelmütige Genreverhalten leider 1 Stern Abzug.
Kompliment an den Autoren Volker Häring. Bitte weitere Romane schreiben, niemals auf die dokumentarische Anteile verzichten, und vielleicht nochmal mit Xiang und Wang?