Rezension

Schöne Idee, schwache Umsetzung

Famous in Love, Band 1: Famous in Love - Rebecca Serle

Famous in Love, Band 1: Famous in Love
von Rebecca Serle

Bewertet mit 2.5 Sternen

Bereits mit vier Jahren hat Paige ihren Eltern eröffnet, dass sie Schauspielerin werden möchte und nun wird ihr größter Traum endlich wahr. Die siebzehnjährige Paige ist ein ganz gewöhnliches Mädchen. Bisher drehte sich ihr Alltag um die Schule, ihre besten Freunde Jake und Cassandra und ihren Nebenjob. Ansonsten konnte man sie in ihrem Lieblingsbuchladen in der Abteilung „Drehbücher“ finden, wo sie bereits jedes Exemplar durch geblättert hat und wenn man ihren i-Pod eingeschaltet hat, lief dort ein Zusammenschnitt von Szenen aus ihren Lieblingsfilmen. Doch mit einem Casting ändert sich alles. Paige wird für die Hauptrolle in einer Filmtrilogie besetzt und auf einmal verbringt sie ihren Alltag auf Hawaii vor einer beeindruckenden Meereskulisse, Kilometer entfernt von ihren Freunden und der Schule. Ein durch geplanter Drehtag jagt den nächsten. Und nicht nur das Leben als Schauspielerin sorgt für Wirbel, da gibt es noch ihren gutaussehenden Co-Star Rayner, der ihr hilft sich in der neuen Welt des Glitzers und Glamours zurecht zu finden, der sie versteht und sie beschützt. Schon bald dichtet die Presse Paige eine Beziehung mit ihm an. Aber was ist da wirklich? Und was ist mit Jordan, der vor und hinter der Kamera für Aufruhe sorgt und der die Klatschblätter seitenweise mit Geschichten füllt. Mit ihm ist die Dreiecksbeziehung komplett.

Die Geschichte klingt unglaublich interessant. Nach einer neuen „ungebrauchten“ Idee. Nach viel Potenzial, dass man ausschöpfen kann. Denn wer kennt es nicht? Eine Buchreihe, die einen als Leser unglaublich in den Bann schlägt. Man verliebt sich in die Geschichte, identifiziert sich mit der Hauptprotagonistin und man weiß bereits während man durch die Zeilen fliegt, man wäre die perfekte Besetzung für den Film und selbst wenn man nicht genommen wird (was ja zu 99,99 % der Fall ist) fiebert man bei der Verfilmung mit. Eine Situation, die jede begeisterte Leserin kennt und sollte damit eigentlich die besten Voraussetzungen für einen schönen Lesemoment könnte. Leider verliert die Idee bei der Umsetzung etwas von ihrem Reiz und wirkt nicht mehr so interessant. Das liegt unter anderem daran, dass man beim Lesen das Gefühl hat, dass es kein gut ausgearbeitetes Drehbuch gab, nach dem die Autorin ihre Charaktere hat spielen lassen. Viele Wendungen und Szenen wirkten wie nachträglich ins Skript eingefügt. Für meinen Geschmack hat Rebecca Serle an der Bar ein Glas Klischee zu viel bestellt.  

Man begleitet Paige auf ihrer Reise, aber es fühlt sich so an als würde man nur Etappen miterleben. Leider ist die Geschichte gefüllt von Aussparungen und Ausblendungen. Teilweise fühlt man sich beim Lesen wie ein vergessenes Gepäckstück was seine Runden auf dem Laufband dreht. Szenen, die voller Gefühle stecken und die vor neuen Eindrücken fast überquellen müssten, werden nur in ein zwei Sätzen schnell dargestellt. Man kratzt an der Oberfläche. Das ist sehr schade, denn Paiges Reise ist voller Erlebnisse, die so viel Potenzial für eine intensive schöne Beschreibung bieten würden. Häufig ist es so, dass extreme Zeitsprünge zwischen den einzelnen Abschnitten liegen und das lässt Lücken entstehen. Lücken, die nicht gefüllt werden und man fragt sich: Was ist passiert? Wie kam es dazu? Was habe ich verpasst? Ständig liest man mit dem Gefühl etwas verpasst zu haben. Dieses Gefühl verstärkt sich noch dadurch, dass wichtige Ereignisse nur rückblickend erzählt werden. Man ist nicht in dem Moment an Paiges Seite um es „live“ mit ihr zu erleben. Man bekommt einen kleinen Clip mit Ausschnitten gezeigt. Einen Trailer. Eine Zusammenfassung. Nie die ungeschnittene Version.

Das macht es schwer eine Beziehung zu Paige aufzubauen. Es bleibt immer eine gewisse Distanz bestehen, die es schwierig macht die Gefühle der Hauptprotagonistin nachzuvollziehen. Wenn man in der Szene nicht dabei war, ist es schwer zu beurteilen ob Paige die Situation „richtig“ einschätzt oder was überhaupt der Ursprung ihrer Empfindungen ist. Man kommt Paige einfach nicht näher, sie wirkt wirklich wie Filmstar auf dem Cover eines Klatschmagazins. Distanziert, in einer anderen Welt, ohne Bezug.
Insbesondere der Charakter von Rayner leidet unter den Aussparungen und Ausblendungen, denn meistens sind es Szenen mit ihm die nur rückblendend oder gar nicht erzählt werden. 

Der Schreibstil lässt sich leicht lesen, insbesondere die ersten zwei Seiten fand ich wunderschön geschrieben. Im Verlauf des Buches habe ich den Stil der ersten Seiten vermisst und dieses Gefühl was er bei mir beim Lesen ausgelöst hat. Die Geschichte wird uns von Paige erzählt, was manchmal dazu führt das die Erzählung und somit auch der Stil unstrukturiert und verwirrend wird, da Paige extrem in ihren Gedankengängen springt. 

In allem eine Geschichte, die aufgrund ihrere neuartigen Idee wie das Phänomen Hollywood etwas faszinierendes an sich hat. Diese Faszination aber während des Lesens leider immer mehr verliert, weil doch einige Schwachstellen den Lesefluss und insbesondere das Kennenlernen der Protagonisten stören.