Rezension

schön und schrecklich zugleich

Splitterfasernackt - Lilly Lindner

Splitterfasernackt
von Lilly Lindner

Bewertet mit 5 Sternen

Lilly ist sechs Jahre alt, als sie vom netten Nachbarn vergewaltigt wird. Und sie kann es niemandem erzählen, also leidet sie und schweigt. Und "niemand kann so gut schweigen wie ein missbrauchtes Kind."

Lilly Lindner malt Bilder mit Worten, ihre Sätze sind eigenwillig, Punke sind nicht immer als Satzende gemeint.  Mir hat das sehr gut gefallen, ich mag es, wenn jemand mit Sprache spielt. Manchmal ist ihre Ausdrucksweise auch derb, aber das entspricht dem Inhalt. Eine Vergewaltigung ist nicht weniger brutal, nur weil die Worte sanfter oder distanzierter sind.

Was Lilly von ihrem Leben erzählt, ist nicht leicht zu lesen. So gut mir ihr Stil gefällt, es ist kein Buch, dass man in einem Rutsch lesen kann und dann gut schlafen. Zumindest nicht für mich, ich musste das Buch ein paar Mal aus der Hand legen, weil es kaum auszuhalten war. Lilly hat Dinge erlebt die kein Kind, kein junges Mädchen ertragen müssen sollte.

Lilly verletzt sich selbst, sie hungert, sie wird Prostituierte und ihre Erklärungen dafür sind nachvollziehbar. Lilly schreibt und Lilly kommt davon, doch:

"Davonkommen.

Ist ein hässlich verpacktes Geschenk."