Rezension

Schmerzhafte Realität

Bataillon d'Amour - André Pilz

Bataillon d'Amour
von André Pilz

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Mayra, eine junge Kolumbianerin, haust mit ihrer Familie in ärmsten Verhältnissen in den Slums von Bogotá. Eines Tages macht sie im Internet die Bekanntschaft eines jungen Deutschen, aus dem Flirt wird mehr und als sich dann die Möglichkeit ergibt, nach Europa zu fliegen, macht sich Mayra blind vor Liebe und Zuversicht auf die Reise und landet in einem Abgrund aus Mädchenhandel, Zwangsprostitution und Vergewaltigung.

Packend und schonungslos erzählt André Pilz Mayras schockierende Geschichte. Brutal, kompromisslos und zugleich mit großer Liebe zu seinen Figuren erschüttert Pilz, der deutsche Irvine Welsh, seine Leser und rückt der gesellschaftlichen Wirklichkeit mit seiner direkten und authentischen Sprache zu Leibe.

Meine Meinung:

Schmerzhafte Realität

Mayra, 21 Jahre jung, bildhübsch und leider auch bettelarm, lebt in den Slums von Bogotá in Kolumbien. Ihre Mutter ist schwer krank durch die jahrelange Arbeit in den Quecksilberminen, ihre Schwester hat einen Job als Reinigungskraft bei reichen Leuten und ihr Vater ist verschwunden. Eine Familie, wie es sie zu Hauf gibt und immer geben wird. Auch der Wunsch Mayras nach Liebe, nach einem besseren Leben ist nichts ungewöhnliches und leider auch ihr Versuch, dem armseligen Leben mit allen Gefahren und allem Bösen zu entfliehen.

Sie lernt per Internet einen vemeintlich Deutschen kennen, der ihr den Floh ins Ohr setzt, zu ihm nach Deutschland zu kommen, um dort mit ihm zu leben. Bei diesem Deutschen handelt es sich allerdings um den durch einen Unfall verkrüppelten Sohn der reichen Leute, bei denen ihre Schwester Donna putzt und der sich in Mayra verliebt hat und hofft, auf diese Weise an sie heranzukommen. Mayra ist ernsthaft bestrebt, nach Deutschland zu kommen, doch hierfür begibt sie sich in die Hände einer dubiosen Agentur, die ihr vormachen, sie würde dort beim Oktoberfest arbeiten, alle Formalitäten würden von der Agentur abgewickelt und alles an Kosten ausgelegt. Dass es sich hierbei um einen Mädchenhandelring handelt, der junge, ahnungslose Kolumbianerinnen an bestimmte Bordelle verkauft, dass will Mayra wohl nicht sehen, für sie zählt nur, nach Deutschland zu ihrem „Geliebten“ zu kommen. Doch bei ihrer Ankunft in Deutschland folgt das böse Erwachen und Mayra findet sich in einem heruntergekommenen Zimmer wieder, eingeschlossen und muss nun Männern zu Willen sein…

Wie gesagt, die Geschichte ist eigentlich nichts Neues, doch in ihrer Klarheit, der drastischen und schonungslosen Ausgestaltung und der wirklich mehr als krassen Sprache ist man schockiert. Und bekommt ein ziemlich schlechtes Gewissen, wenn wir bedenken, worüber wir tagtäglich jammern und dann lesen wir die Geschichte eines jungen Mädchens, dessen Traum geradewegs in die Hölle führt. Ich für meinen Teil musste an mancher Stelle schwer schlucken, nicht mal ob der „Gossensprache“ oder wenn es um Sex-Szenen ging, nein, viel eher wenn mir vor Augen stand, dass irgendwo in dem Moment so etwas tatsächlich einem jungen Mädel widerfährt.

Da braucht es keine filmische Dokumentation, Worte können viel schmerzhafter sein und so ist es bei diesem Buch. Ich möchte alle bitten, die sich das Buch zutrauen, immer daran zu denken, das KÖNNTE die Realität sein, keine Fiktion, nein, so oder so ähnlich ergeht es jungen Frauen oder Mädchen im Deutschland heute und ich glaube auch nicht, dass hier bei den Ausführungen, welche Qualen Mayra erleidet, wirklich viel fantasiert wurde.

Aus diesem Grund würde ich dieses Buch auch nicht als Roman bezeichnen, eher als ungeschönten Tatsachenbericht, der dem Leser einiges abverlangt aber genau deswegen sehr zu empfehlen ist.