Rezension

Russische Hungersnot 1923

Wo vielleicht das Leben wartet -

Wo vielleicht das Leben wartet
von Gusel Jachina

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem ich von Gusel Jachina „Suleika öffnet die Augen“ gelesen hatte, war ich begeistert. Mir gefielen Inhalt und Stil gleichermaßen. Ich konnte gut nachvollziehen, dass sie in Russland gern gelesen wird. Schließlich schreibt sie ebenso ausschweifend wie die russischen Klassiker.

Leider hat mich diese ausschweifende Schreibweise in diesem, ihrem dritten, Roman fast an meine Grenzen gebracht. Das Thema fand ich zwar ausgesprochen interessant, doch fiel es mir schwer, jede einzelne Kleinigkeit auf der Reise mit dem Zug von Kasan nach Samarkand zu durchleiden. Auch gab es Situationen, die so sehr von meiner Wirklichkeit abwichen, dass sie für mich unglaubwürdig wirkten.

Dabei war mir der herzensgute Dejew, der den Zug zusammenstellen und mit 500 hungernden Kindern über 4000 Kilometer in den besser mit Essbarem ausgestatteten Südosten bringen sollte, durchaus sympathisch. Auch die robustere Kinderkommissarin Belaja mit ihren strengen Regeln mochte ich. Die Reise an sich dauerte sechs Wochen und es gab so manche Ereignisse, die sich unvergesslich in meine Leserinnenseele eingebrannt haben.

Fazit: Ein interessantes Thema, das in unserer Wohlstandsgesellschaft Gänsehaut hervorruft und dass sich durchaus lohnt, näher betrachtet zu werden. Allerdings braucht man für dieses Buch schon etwas Durchhaltevermögen.