Rezension

Roman oder Bericht?

Die Postkarte -

Die Postkarte
von Anne Berest

Bewertet mit 3 Sternen

Eigentlich ist dieses Buch kein Roman sondern eine wahre Geschichte. Anne Berests Großmutter hat eine mysteriöse Postkarte bekommen und das veranlasst Anne zu einer umfangreichen Recherche. Sie erzählt die Geschichte ihrer Familie von den 20er Jahren bis heute, befragt Familienmitglieder, bekommt Briefe, Mails, liest Notizbücher.

Das ist interessant. Das ist grundsätzlich auch mal ein origineller Ansatz das Schema „Enkelin forscht nach Geschichte der Großmutter“ anders zu präsentieren. Nur ist dieser berichtende Erzählstil nicht besonders romanhaft. Es ist spannend, wenn die Mutter Geschichten erzählt, aber Literatur ist das meist nicht.

Das Schicksal einer jüdischen Familie im Wandel der Zeit berührt natürlich. Schon vor dem Dritten Reich war es schwer, Jude zu sein. Die Familie zerstreut sich von Russland aus über die ganze Welt. Immer wieder muss jemand ein Land verlassen, ist Diskriminierung und Willkür ausgesetzt. Man bekommt einen guten Überblick und auch einen Eindruck davon, welche Auswirkungen so eine Geschichte heute noch hat, aber die einzelnen Personen lernt man kaum kennen.

Ich war im Verlauf des Buches immer wieder hin- und hergerissen, es fesselt durchaus, hat aber auch einen monotonen Tonfall. Den Eindruck unterstützt auch die Sprecherin des Hörbuchs, die den Text eher getragen liest und einfach alles überdeutlich betont.

Also, mir hat das Buch gefallen, die Sprecherin eher nicht. Außerdem hätte mir ein Stammbaum der Familie sehr geholfen, den Überblick zu behalten. Vielleicht hat den das Print? Lest es lieber!