Rezension

Praller historischer Roman, einfach klasse!

Im Reich der Löwin - Silvia Stolzenburg

Im Reich der Löwin
von Silvia Stolzenburg

Bewertet mit 5 Sternen

Nach seiner Geiselhaft in Österreich und Deutschland kommt Richard Löwenherz nach England, wo sein Bruder John die Macht übernommen hatte, zurück, um seinen Thronanspruch zu sichern. Doch bald muss er sich wieder auf einen Feldzug begeben, denn der französische König Philipp II macht ihm seine Gebiete auf dem Kontinent streitig.

Vor diesem Hintergrund erzählt die Autorin die Geschichte einiger interessanter Menschen, zum Teil fiktive, zum Teil historische Persönlichkeiten. „Im Reich der Löwin“ ist die Fortsetzung von „Schwerter und Rosen“ und erzählt die Geschichte einiger der Charaktere aus jenem Buch weiter, führt aber auch neue Personen ein. Die Geschichte wird, wie schon im Vorgänger, aus verschiedenen Perspektiven erzählt, das erhöht nicht nur die Spannung sondern lässt die Geschichte auch deutlich tiefer gehen.

Unter den männlichen Charakteren sticht Richard Löwenherz ganz klar hervor. Er hat hier eine deutlich größere Rolle als in „Schwerter und Rosen“. Ich denke, der Autorin ist es sehr gut gelungen, sein nicht gerade einfaches Naturell darzustellen. Neu dabei sind Richards Halbbrüder Roland und Henry, die ich beide als große Bereicherung empfinde. Vor allem Roland gefällt mir sehr gut, er wird Knappe seines Bruders Richard und ist somit immer vorne mit dabei. Gleichzeitig ist er Teil der Liebesgeschichte, die das Buch erzählt, denn er verliebt sich in Jeanne, eine französische Adelige, die, verheiratet mit einem ungeliebten Mann, versucht, ihrem Schicksal zu trotzen.

Überhaupt gibt es einige starke Frauengestalten in diesem Buch, neben Jeanne treffen wir Alienor von Aquitanien wieder, Richards Mutter, eine der stärksten Frauengestalten dieser Zeit, die aber hier leider nur eine kleine Rolle hat, außerdem Berengaria, Richards Ehefrau, die ihr eigenes Leben lebt. Leider kann ich Catherine, eine der Hauptcharaktere aus dem Vorgängerband, nicht dazu zählen, denn sie gibt hier eine eher schwache Vorstellung.

Insgesamt sind die Charaktere alle gut gezeichnet und ihre Handlungen größtenteils nachvollziehbar dargestellt. Gerade durch die Perspektivenwechsel kommt man den einzelnen Charakteren deutlich näher als das sonst der Fall wäre, gerade bei der großen Anzahl an Akteuren.

Die Handlung ist interessant und spannend beschrieben. Der Autorin gelingt es dabei sehr gut, fiktive, legendäre und historisch belegte Begebenheiten geschickt miteinander zu verweben. Mich hat es wieder stark inspiriert, nach den tatsächlichen Ereignissen zu googeln und so das eine oder andere Neue zu lernen. Für mich macht das einen guten historischen Roman aus.

Hat mich im Vorgänger noch das etwas zu ausführliche Einbeziehen der Schlachten gestört, sind diese hier nur ein Hintergrundrauschen. Der Fokus ist ganz klar auf die zwischenmenschlichen Ereignisse gerichtet. Trotzdem bekommt man auch einen guten Eindruck vom kriegerischen Geschehen.

In einem Anhang erfährt man einiges über die tatsächlichen Ereignisse, außerdem gibt es eine Karte und ein Personenregister, ich finde es immer sehr lobenswert, wenn ein historischer Roman so etwas enthält.

Insgesamt ein praller historischer Roman, gut recherchiert, toll geschrieben, spannend und absolut empfehlenswert.