Rezension

Politische Machenschaften

Frettchenland - Rainer Wittkamp

Frettchenland
von Rainer Wittkamp

Bewertet mit 4 Sternen

Lotte Weiland hat Daten vom Rechner des Bundestagsabgeordneten Nils Janssen gezogen. Doch das wird bemerkt und sie muss mit ihrem Leben bezahlen. Den USB-Stick nimmt ihr Mörder mit. Großmutter Luise Weiland will ihre Enkelin rächen. Der parlamentarische Staatssekretär Norbert Füting hat derweil Probleme mit einer Praktikantin, der er Nacktselfies geschickt hat. Das Problem soll sein persönlicher Referent Max erledigen. Kommissar Martin Nettelbeck wundert sich, warum Kriminalrätin Jutta Koschke plötzlich so zahm ist und ihm den Fall der toten Personenschützerin Lotte übergibt.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen und sehr humorvoll. Im und um den Bundestag herum gibt es Bestechung und Korruption, Gier und Macht. Das Thema Lobbyismus wird hier auf sehr bissig Art und Weise präsentiert.

Kommissar Martin Nettelbeck und sein Kollege Wilbert Täubner vom LKA Berlin haben nicht nur mit den Ermittlungen zu kämpfen, auch privat muss einiges geklärt werden. Während Nettelbeck einer zerbrochenen Schallplatte nachtrauert, muss Täubner mit Irina klären, wie ihre Beziehung weitergeht und Jutta Koschke hat Angst um ihren Mann Günther.

Luise Weiland, eine ehemalige Sportschützin, und ihr Mann für alle Fälle Yasser sind ein sehr skurriles Paar. Dank Cannabis-Plantage im Keller ist Luise gut drauf und frischt ihre Kenntnisse im Schießstand auf. Rico, der Freund von Lotte, ist ebenfalls Polizist und sehr ehrgeizig. Dass der Fall Janssen vor einiger Zeit ad acta gelegt wurde, hat er immer noch nicht weggesteckt. Dagegen hält sich seine Trauer sehr in Grenzen. Besonders gut aber haben mir die beiden Intelligenzbestien Annika und Max gefallen. Wie sie Füting für eigene Zwecke einspannen, ist schon gekonnt.

Alle Personen sind gut und authentisch beschrieben. Aber auch die politischen Verstrickungen sind so geschildert, dass man sich fragt: Ist das wirklich nur Fiktion?

Nettelbeck trifft auf eine Mauer des Schweigens. In der Politik wäscht eine Hand die andere und so kommt es, dass keiner etwas sagt, das auf ihn zurückfallen könnte. Aber Nettelbeck ist gewieft und auch sehr direkt. Manchmal verlässt ihn halt sein Fingerspitzengefühl.

Der Fall ist komplex und spannend und das Ende realistisch, auch wenn man es sich anders wünschen würde.

Ein spannender und humorvoller Berlin-Krimi.