Rezension

Poetischer Schreibstil, starke Charaktere und Spannung bis zum Schluss

Unser wildes Blut - Wolfgang Schnellbächer, Nur Öneren

Unser wildes Blut
von Wolfgang Schnellbächer Nur Öneren

Inhalt:

In einem kleinen Geräteraum der Schule findet Alexander seine große Liebe Aysel. Nur öffentlich ausleben können sie diese Gefühle nicht, denn Aysel ist Muslima, heißt, sie wird irgendwann einen Muslim heiraten. Bis dahin muss sie ‚rein’ bleiben. Alexander, als Christ, kommt nicht in Frage. Dieser gibt jedoch nicht so schnell auf.

Meinung:

Ich habe dieses Buch innerhalb weniger Tage gelesen und verschlungen. Alex ist ein starker Hauptcharakter, Aysel hingegen bleibt eher blass. Denn nicht sie ist der zweite Erzähler sondern ihr Zwillingsbruder Ilhan. Diese Struktur macht es dem Leser einfacher sich  in den Gegner der beiden Liebenden hineinzuversetzen. Alexander und Ilhan sind starke Protagonisten, die die Geschichte gekonnt alleine tragen. Das Aysel eher passiv bleibt und man nicht weiß, was sie denkt, hat mich nur selten gestört. Dieses Dreieck Alex – Aysel – Ilhan fand ich äußerst interessant und hat der Handlung das gewisse Etwas gegeben. Allerdings haben mir hier und da doch Alex und Aysel- Momente gefehlt, die die Liebe der zwei noch besser veranschaulicht hätten. Auch frage ich mich, warum Alex’ Familie nicht in die Geschichte mit eingebaut wurde. Mich hätte sehr interessiert, wie sein eigenes Umfeld dazu steht.

Auch wenn Ilhan ein höchst interessanter Charakter ist, so muss ich sagen, dass ich ihn nicht ausstehen kann. Er beschuldigt seine Zwillingsschwester, die ganze Familie zu beschmutzen, in dem sie etwas mit einem deutschen Mann ‚anfängt’. Das sei mal so dahin gestellt. Was wirklich stört ist diese unglaubliche Doppelmoral. Während Ilhan deutsche Mädchen als Beute ansieht und auch gerne mit ihnen schläft, darf Aysel sich nicht mal verlieben. Er verurteilt sie wegen etwas, dass er in viel schlimmerer Form jeden Tag praktiziert und auslebt. Eine solche Ungerechtigkeit könnte ich nicht aushalten. Deshalb stimme ich dem Kommentar von Christine Fehér (in dem es heißt, dass man durch diese Lektüre beide Seiten verstehen kann) nur teilweise zu. Ilhan macht genau das, wofür er  Aysel aufs tiefste verabscheuen würde, sollte sie es wagen, es ihm gleich zu tun. Zwei Kulturen prallen aufeinander und bieten somit einiges an Sprengstoff.

Den Schreibstil und die poetische Sprache fand ich sehr gelungen. Das zeigt mal wieder, dass das Schreiben eine Kunst ist, die noch lange nicht jeder beherrscht. Auch wenn Jugendliche vermutlich nie solche poetischen Briefe schreiben würden, wie es hier in der Geschichte getan wird, so hat es doch deutlich zur ganzen Atmosphäre der Geschichte beigetragen und ihr den letzten Schliff gegeben.

Fazit:

Eine spannende Geschichte, die durch starke Charaktere und einem tollen poetischen Schreibstil zum Leben erwacht.