Rezension

Phänomenale Charakterzeichnungen

Der Wind kennt meinen Namen -

Der Wind kennt meinen Namen
von Isabel Allende

Bewertet mit 4 Sternen

Nach Lesen einer ersten Leseprobe war ich geflasht und wollte das Buch unbedingt zu Ende lesen. Als ich es dann wirklich vor mir hatte, habe ich leider an der ein oder anderen Stelle ein paar Längen gehabt, auch wenn ich die Geschichte an sich sehr gelungen erzählt finde und das Thema auch sehr wichtig.

Was Isabelle Allende wie immer sehr gut macht ist die Charakterzeichnung. Es gibt Stellen im Buch, die ich einfach so schön geschrieben fand, dass ich sie laut vorgelesen habe. Gerade wenn es darum geht, die Beziehung zwischen zwei Menschen zu beschreiben habe ich selten so gut gewählte Worte erlebt. In dieser Szene wird beschrieben, wie die Beziehung zwischen zwei Menschen einfach aufgrund der unterschiedlichen Charaktere schwieriger wird. Die Namen habe ich hier mal ersetzt, um nicht zu spoilern

(S. 151)" In kurzer Zeit veränderte [sie] sein Leben und machte ihn sanftmütiger. Er begriff, dass er sie nie würde festhalten können, sie glitt ihm durch die Finger wie Sand, deshalb wollte er wenigstens an ihrer Seite sein, was sich aber ebenfalls als undurchführbar erwies. Schließlich gab er es auf, ihrem Tempo zu folgen, und begnügte sich damit, die Höhenflüge ihres Lebens, das so anders war als seins, bewundernd mitanzusehen."

Interessant hierbei ist in meinen Augen, dass es in dem Buch gar nicht einmal ausschließlich um dieses Paar geht, es wird in mehreren Rahmengeschichten erzählt und thematisiert Flucht und Bewältigung - aus dem Nazibesetzten Deutschland, der Gewalt in El Salvador - und hat für mich die Frage in den Fokus gerückt, wie man "danach" weiterlebt.

Wie beschrieben ist das Buch ein wirklich gutes Buch, aber an einigen Stellen haben mich die Längen ein wenig am Lesen gehindert.