Rezension

Nicht jedes Paradies ist paradiesisch

Wir brauchen neue Namen - NoViolet Bulawayo

Wir brauchen neue Namen
von NoViolet Bulawayo

Bewertet mit 3 Sternen

„Paradise (Simbabwe) besteht nur aus Blech und liegt in der Sonne wie nasses Schaffell, das zum Trocknen an den Boden genagelt wurde, die Hütten sind schlammbraun wie schmutzige Pfützen nach den Regenfällen.“
Dort lebt Darling. Sie ist 10 Jahre alt.
Die Erwachsenen haben keine Zeit, sich um die Kinder zu kümmern, eine Schule gibt es nicht mehr, weil die Lehrer gegangen sind. Das Land ist arm und politisch zerrissen. Man wartet auf den Wandel, der nicht kommt.
Deshalb vertreibt sich Darling die Zeit mit ihren Freunden. Wenn der Hunger zu groß ist, gehen sie Guaven klauen, wobei Chipo mit ihrem Babybauch kaum noch mitkommt. Chipo ist 11.

Darling erklärt uns ihre Welt. Sie erzählt die Dinge, wie sie sie mit ihren 10 Jahren wahrnimmt. Einiges versteht sie nicht so richtig. Wie ist das Baby in Chipos Bauch gekommen? Und warum haben Polizisten das Haus der Weißen verwüstet?
Sie hat nicht immer in der Blechhüttensiedlung gewohnt. Vorher hatten sie ein Haus-Haus, bis die Bulldozer gekommen sind.
Manchmal träumt sie davon, zu ihrer Tante Fostalina nach Amerika zu gehen.

Bis dahin fand ich das Buch großartig. Es liest sich unterhaltsam und ist gleichzeitig bestürzend, wie Darling erzählt. Sie malt Atmosphäre mit einfachen Worten. Zwischen den Zeilen liest man Tragödien.
Später fliegt sie tatsächlich zu Tante Fostalina.
Darling (und der Leser) stellt schnell fest, dass Amerika auch nicht das Paradies ist, dass es dort Menschen gibt, die absichtlich hungern, obwohl der Kühlschrank voll ist, z.B.
Dieser Teil des Buches hat mich zunehmend gelangweilt. Man denkt ziemlich bald: Ich habe die Botschaft vernommen! Es geht aber weiter und weiter, über das halbe Buch hinweg, wobei nicht wirklich viel passiert.
Jammerschade. Bis zur Hälfte war ich mir sicher, ein 5 Sterne Buch erwischt zu haben.
Leider ist die Geschichte irgendwo gestrandet.