Rezension

Nett, aber mehr auch nicht

Unerlaubt entfernt - Rosemarie Eichinger

Unerlaubt entfernt
von Rosemarie Eichinger

Bewertet mit 3 Sternen

Als ich zum ersten Mal auf “Unerlaubt entfernt” aufmerksam wurde, war ich direkt angetan und hatte große Lust, dieses Ebook direkt zu lesen. Gesagt, getan – und schon war ich mittendrin. Obwohl ich von der Kurzbeschreibung sehr begeistert war, waren meine Erwartungen jedoch nicht allzu groß, weil ich mir nicht sicher war, ob für diese Geschichte tatsächlich nur rund 70 Ebook-Seiten ausreichen würden, aber das taten sie tatsächlich.

Rosemarie Eichinger hat einen angenehmen und leichten Schreibstil, der mich von der ersten Seite an überzeugen konnte. Die Geschichte liest sich flüssig und hat mich nachdenklich gestimmt. Oftmals habe ich mich gefragt, wie ich wohl reagiert hätte, wenn ich in der Situation von Lucy, Marie, Ben und Daniel gesteckt hätte. An einigen Stellen hätte ich sicherlich genauso reagiert, an anderen Stellen hätte ich dagegen wohl komplett anders gehandelt.

Die Charaktere lernt man zwar nicht unbedingt sehr gut kennen, sondern lediglich oberflächlich, aber ich fand dies nicht besonders schlimm, da ich dies bei der Seitenanzahl auch gar nicht erwartet habe. Obwohl man die Gefühle und Gedanken der Protagonisten nicht unbedingt gut kennen lernt, ist die Rollenaufteilung dennoch klar: Ein stilles und unsicheres Mäuschen, ein Schlaumeier, ein Frauenheld und natürlich ein unnahbares Mädchen, dass zu cool für die Welt erscheint. Dazu ist Mayer, der Geschichtslehrer der Jugendlichen, sehr gelungen. Er ist vom Bildungssystem und seinen Schülern enttäuscht, weil er der Meinung ist, dass diese zu wenig aus dem Unterricht verinnerlichen und sich nicht genug für ihre Bildung und ihre Zukunft interessieren. Er erleidet einen Nervenzusammenbruch, entführt seine Schüler und redet immer wieder auf sie ein, bleibt dabei jedoch hauptsächlich harmlos.

Die Idee ist an sich gar nicht mal uninteressant und stellenweise ziemlich spannend, jedoch sollte man dabei auch bedenken, dass es solche Geschichten bereits haufenweise gibt. Wenn man diesem Buch jedoch eine faire Chance gibt und sich drauf einlässt, ist es gar nicht mal schlecht, da der Schreibstil unglaublich gelungen ist.

Leider gibt es bei dieser eigentlich ganz guten Geschichte doch zwei große Kritikpunkte, über die ich nicht hinwegsehen kann. Zum einen hat mir das Ende leider gar nicht gefallen, da noch einige Fragen offen sind und zum anderen waren mir die Figuren viel zu klischeehaft. Da wird das stille Mäuschen am Ende zu einer starken Persönlichkeit, die das Ruder übernimmt, während derjenige, der eigentlich immer die große Klappe hat, plötzlich kleinlaut und zum Totalausfall wird. Wären die vier Schüler ein wenig undurchschaubarer gewesen, hätte ich mit ihnen sicherlich mehr mitfiebern können. So war die Geschichte an vielen Stellen leider relativ vorhersehbar.

Die Covergestaltung hat mir dagegen sehr gefallen. Die Axt wurde sehr gut in den Titel eingebaut und dazu passt sie noch gut zur Geschichte. Der recht neutrale Hintergrund ist Geschmacksache, konnte mich aber überzeugen, da das Cover bei so einer Thematik überhaupt nicht herausstechen muss. Auch die Kurzbeschreibung konnte mich überzeugen und war für mich der Auslöser, weshalb ich das Ebook direkt lesen wollte.

Insgesamt ist “Unerlaubt entfernt” eine gute Geschichte, die mich aufgrund ihrer Atmosphäre überzeugen konnte. Zwar sind die Figuren sehr klischeehaft und auch das Ende relativ voraussehbar, aber dennoch konnte ich mich mit der Geschichte durchaus anfreunden. Wer zwischendurch Lust auf einen Jugendthriller hat, wird mit “Unerlaubt entfernt” sicherlich glücklich werden.