Rezension

Nah an der Grenze zum Nackenbeißer

Flamme von Jamaika - Martina André

Flamme von Jamaika
von Martina André

Bewertet mit 3 Sternen

Rote Blütenblätter, ein halbnacktes Paar in leidenschaftlicher Umarmung – so präsentiert sich das Buchcover von „Flamme von Jamaika“ und gibt auch schon gleich mal einen Vorgeschmack auf das, was einen im Buch erwartet. Denn der historische Roman von Martina André bewegt sich schon sehr nah an der Grenze zum Nackenbeißer: Wir schreiben das Jahr 1831 und treffen auf die deutsche Kaufmannstochter Helena Huvstedt, sehr hübsch, sehr blond, sehr naiv. Ihr Vater ist auf der Suche nach einem geeigneten Ehemann für sie und die Wahl fällt auf Edward Blake, einziger Erbe eines reichen Plantagebesitzers auf Jamaika. Weil Edward äußerst attraktiv ist und weis, wie man junge, unerfahrene Mädchen bezirzt, verfällt ihm Helena sofort und kann es gar nicht mehr erwarten, die Schiffsreise auf die Karibikinsel anzutreten, um dort seine Frau zu werden. Auf Jamaika angekommen, merkt Helena aber schon bald, dass Edward eigentlich ein ziemlicher Gewalttäter und Egoist ist. Vor allem, wie er mit seinen Sklaven umgeht, macht Helena fassungslos. Als sie versucht, zu fliehen, gerät sie in die Fänge einer Rebellenorganisation. Denn auf der Insel geht es gerade ziemlich rund: Jamaika steht kurz vor einem Sklavenaufstand. Auch Rebellenanführer Jess ist natürlich ein Bild von einem Mann, muskelbepackt, langhaarig, geheimnisvoll und auch noch gebildet – ein echter Revoluzzer eben. Und wie soll man es auch anders erwarten: Helena und Jess verlieben sich unsterblich ineinander. Wer also zu diesem Roman greift, muss sich schon auf eine große Portion Drama und Leidenschaft gefasst machen. Ein weiteres Nackenbeißer-Indiz: Die Charaktere sind extrem schwarz/weiß gezeichnet: Entweder sind sie die größten Scheusale oder Engel auf Erden. Zwischendurch geizt die Autorin nicht mit Sexszenen, bei denen sie sprachlich fast schon ins pornöse abdriftet. Man wird es ahnen: So ganz mein Fall war diese Liebesschmonzette nicht. Dennoch muss ich zugeben, dass der Roman mich auf gewisse Weise doch auch unterhalten hat, weswegen ich den fast 700 Seiten starken Roman dann doch nicht vorzeitig beendet habe. Historische Grundlage für den Roman ist der Weihnachtsaufstand der Sklaven auf Jamaika im Jahr 1831 unter der Führung von Samuel Sharpe. Über diesen Freiheitskampf der Sklaven erfährt man einiges und generell bringt Martina André die Lebensumstände der Sklaven und auch die Grausamkeit der Sklavenhalterei recht gut rüber. Ränkespiele, Voodoo-Zaubereien und eben die leidenschaftliche Liebegeschichte machen die Geschichte dann sogar noch recht spannend und man beginnt irgendwann schon ein bisschen mit Helena und Jess mit zu fiebern. Im Großen und Ganzen ist dieser Roman kein Highlight und nichts, was ich nochmal lesen würde. Wer auf der Suche nach einer spannenden Schmonzette ist, die vor exotischer Kulisse spielt, kann mal einen Blick auf diesen Roman werfen.