Rezension

Nach Süden

Fahrtwind -

Fahrtwind
von Klaus Modick

Bewertet mit 4 Sternen

Deutschland in den 1970ern. Ein junger Mann musiziert lieber als Heizungsbauer im Betrieb seines Vaters zu werden. Und eines Tages macht er sich einfach auf den Weg nach Süden. Das Glück ist ihm durchaus hold, denn schon bald wird er von zwei Frauen, einer Jüngeren und einer Älteren, mitgenommen. Die grobe Richtung stimmt. Das erste Ziel der Reise führt in ein Landhotel mit adeligen Besitzern, darunter seine angenehmen Chauffeurinnen. Gleich darf er auch seine Gitarre zum Einsatz bringen. Ein kleines Konzert, das vielleicht Hintergrunduntermalung sein könnte, vielleicht aber auch zur großen Entdeckung führt. Bald schon geht die Reise weiter.

 

Der neue Roman ist eine moderne, nun ja, relativ moderne, denn die Siebziger sind ja auch schon eine Weile her, Interpretation der „Geschichten eines Taugenichts“. Und wie schon Eichendorffs Jüngling sich glücklich treiben ließ, so schafft es auch der junge Musikus mit vagem Ziel und wohlgemut durch die Welt zu reisen. Der Zufall fügt sich häufig zugunsten des jungen Mannes, ein schöner Traum, der vielleicht der wirklichen Welt nicht stand hält. Doch der Weg nach Süden durch die warme Luft und die Begegnungen mit neuen Freunden und guten Gelegenheiten fühlt sich einfach richtig an.

 

Man ist vielleicht geneigt, kurz mal nachzulesen, worum es bei Eichendorffs Geschichte ging, um festzustellen, dass der Autor seinem Vorbild mit liebevoller Genauigkeit folgt, die Handlung aber doch sanft in die Gegenwart transferiert. Man mag sich erinnern an die Zeit der jungen Wilden, an die Zeit der RAF, an Grenzkontrollen und die Liebe der Deutschen für Italien. Und so mäandert die Handlung ruhig und leichtfüßig gen Süden. Auch wenn das Büchlein vielleicht nicht ganz an andere Veröffentlichungen des Autors heranreicht, so versetzt dieses kleine neu erfundene Märchen einen doch in Sommerstimmung und gibt einem vielleicht die Idee ein, man könne sich selbst einmal auf Schusters Rappen begeben.