Rezension

Muss man nicht gelesen haben

Das Moskau-Komplott - Daniel Silva

Das Moskau-Komplott, 6 Audio-CDs
von Daniel Silva

Bewertet mit 3 Sternen

Gabriel Allon, ein israelischer Mossad Agent und passionierter Kunstrestaurator befindet sich gerade in den Flitterwochen, als ein Mord an einem russischen Journalisten geschieht. Als er sich im Vatikan mit dessen Vorgesetzten treffen will passiert ein zweiter Mord. Wer steckt dahinter? Die Spur führt ins Russland, der Nachwendeaufsteiger und Milliadärproleten, der Scheindemokraten in den Parlamenten, die sich aus alten KGB Seilschaften rekrutieren. Die Spur führt zu Iwan Charkow, einem Waffenhändler, dem Skrupel so fremd sind wie gute Manieren. Über dessen Frau gelangt Gabriel Allon an brisante Informationen im Herzen der Macht.

Meinung:

Ich habe den Moskau Komplott wirklich gerne gelesen. Daniel Silva baut seinen Roman sehr gekonnt auf, wenn er sich auch etwas langsam entwickelt, ziehen die sprachlichen Fähigkeiten des Autors einen dennoch mit. Leider konnte mich die Hauptfigur, Gabriel Allon nicht gänzlich überzeugen. Er wirkt mir zu statisch, zu vorhersehbar. Ein James Bond Typ, dem alles gelingt, der alles weiss, der alles kann. Muss das heute noch sein? Zudem verliert sich der Autor zu Beginn generell in Schwarz Weiss malerei. Die Russen sind böse. Die israelis packen beherzt zu und wissen sich zu wehren. Die Amerikaner sind gut, sie sind richtig klasse, weil sie auf Seiten der Israelis sind. Die Engländer sind kauzig, die Franzosen schräg, wollen nur mit den Lorbeeren der anderen prahlen. Der Rest der Europäer sieht die Welt aus den Augen von Weicheiern, schön, dass es Männer wie Gabriel Allon gibt, die die Welt im Lot halten. Irgendwie muss ich die Geschehnisse der letzten zehn Jahre falsch verstanden haben. Von Seite 120 nimmt die Rasanz des Romans enorm zu. Die Hintergründe über Russland sind extrem glaubhaft und nachvollziehbar geschrieben. Das Ende ist absehbar und deshalb ein kleines Ärgernis. Zwar führt der Autor alle Fäden wieder zueinander, aber die Auflösung ist mir insgesamt zu simpel. Was mir gut gefallen hat, sind die politischen Hintergründe, die vor allem auf den letzten Hundert Seiten auch einen internationalen Rundumschlag erfahren. Selten besseres über die heutige Situation in Russland gelesen. Jedenfalls in einem Thriller. Ganz herrvorragend auch die Einblicke in die Geheimdienstarbeit. Insgesamt ein gutes Buch, mit einem etwas pfiffigeren Schluss, wäre ich total zufrieden gewesen.