Rezension

Mein schöner Garten

Der Blumensammler
von David Whitehouse

Bewertet mit 3 Sternen

Manchmal bin ich mäkelig. Heute ist so ein Tag, da will ich nicht nur gute Unterhaltungsliteratur, da will ich einen Sinn.
Aber ganz von vorn:
1. Worum geht es?
Ein etwas langweiliger Reinigungfachmann findet in einem alten Pflanzenlexikon einen Liebesbrief mit einer Liste der seltensten Blumen weltweit. Aus irgendeinem Grunde macht er sich nun auf, all diese Blumen zu entdecken und begegnet dabei Gefahren, falscher Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Liebe.
Jahre später. Ein junger Mann leidet unter Kopfschmerzen, mit denen immer die Erinnerungsschübe eines anderen Menschen verbunden zu sein scheinen.
Wie diese Stränge sich verbinden, mag der geneigte Leser selbst herausfinden.
2. Was möchte der Autor erzählen?
Wenn ich das wüßte... Menschen werden aufwendig eingeführt, die dann im ganzen Rest des Buches nur noch für kurze Nebensätze gut sind. Das gilt auch für Ereignisse, die angerissen, aber nicht weiter verfolgt werden. Wegstrecken, die erst Tage benötigen, um bewältigt zu werden, können im zweiten Anlauf ganz schnell begangen werden. Kurz, es hakt gewaltig im Getriebe. Die Geschichte selbst ist eine Allerwelts-Dreiecks-Liebesgeschichte mit Konsequenzen, wird aber gewaltig aufgebauscht und um eine Reihe recht unwahrscheinlicher Begebenheiten erweitert. Da nimmt einer gewaltig Anlauf, um in die nächste Pfütze zu springen.
3. Wie empfinde ich das?
Um ehrlich zu sein, bin ich sauer. Und enttäuscht. Weil der Roman nämlich richtig gut beginnt und der Autor auch richtig gut schreiben kann. Nur seine Hausaufgaben wollte er wohl nicht machen. Aber nur einen zugegeben kreativen Einfall an den nächsten zu reihen, das reicht mir nicht für einen Roman, Unterhaltungswert hin oder her. Klar könnte man das Ding einfach nur lesen, sich an den Kapriolen und lustigen Ideen Whithouses erfreuen und jauchzen. Will ich aber nicht. Ich will eine durchdachte Konstruktion, auch bei Fantasy- oder Märchenelementen. Die wir hier gar nicht haben, nur esoterisch angehauchte Gedankenübertragung, aber trotzdem. Auch das Unwahrscheinliche sollte in einem Roman seiner eigenen Logik folgen. Dem Leser so etwas vor die Füsse zu werfen und zu sagen "isso" , ist für mich kein guter Ton. Und dann werde ich mäkelig, wobei wir wieder beim Anfang wären.
Lange Rede, kurzer Sinn: wahnsinnig phantasievoller Autor mit schönem Schreibstil erfindet hanebüchene Story ohne sinnigen Background. Was müsste der für Bücher schreiben können, wenn er vor dem Zerschneiden des Stoffes das Schnittmuster aufzeichnen würde. So sind die Nähte schief und die Passgenauigkeit lässt zu wünschen übrig. Aber das Blümchenmuster ist hübsch.