Rezension

Mein erstes Date mit Joy

Die Katze - Joy Fielding

Die Katze
von Joy Fielding

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Charley steht voll im Leben. Sie ist eine selbstbewusste Frau, die eine eigene Lifestyle Kolumne in einer Zeitung hat. Dazu ist sie die glückliche Mutter von zwei wundervollen Kindern. Nur mit zwei Dingen funktioniert es nicht ganz so, wie sie es sich wünscht: Mit ihrer Familie und den Männern.
Obwohl sie sehr attraktiv ist, hat sie es bisher nicht über sich gebracht sich wirklich fest zu binden. Zu den Vätern ihrer jeweiligen Kinder hält sie zwar Kontakt, doch die wahre Liebe ist noch nicht in ihr Leben getreten.
Ihre Familie ist zerrüttet. Zu ihren beiden erfolgreichen Schwestern hat sie kaum Kontakt, ihren Bruder sieht sie öfters, doch dieser ist in einem Sumpf aus Alkohol und Drogen gefangen. Ihr Vater wünscht keinen Kontakt, weil sie ihre Mutter wieder in ihr Leben gelassen hat, die sie als Kind verlassen hat um mit einer Frau nach Australien durchzubrennen. Doch auch die Beziehung zu ihrer Mutter ist eher distanziert, da sie ihr nicht wirklich verzeihen kann.

Trotz der schwierigen Verhältnisse geht Charley ihren Weg, bis zu dem schicksalsträchtigen Tag, an dem sie Post von einer Kindsmörderin erhält. Jill Rohmer, die sie in ihrer Kolumne als bestialisch bezeichnet hat, hat drei Kinder entführt, gefoltert, missbraucht und dann ermordet. Und diese Frau schreibt Charley nun, dass sie ein großer Fan ist und möchte, das Charley ein Buch über die ganze Wahrheit schreiben soll.

Charley ist sich noch unschlüssig, nicht zuletzt, da sie plötzlich eine Drohmail bekommt, in der sie und ihre Kinder bedroht werden. Doch sie weiß auch, dass dieses Buch den großen Durchbruch für sie bedeuten kann und so nimmt sie das Angebot an, mit katastrophalen Konsequenzen....

Meine Meinung

Die Geschichte baut sich wirklich sehr spannend auf. Auf dem Weg zum Höhepunkt lernen wir unsere Protagonistin und ihre Familie sehr gut kennen. Charley, die anfangs noch etwas unsympathisch ist weil sie zu perfekt zu sein scheint, wird immer interessanter und facettenreicher. Wir sehen ihre Päckchen, die sie zu tragen hat und ihre kleinen Fehler, die uns näher an sie heranbringen, bis wir sie schließlich erst mögen und dann ins Herz schließen.

Bei der ganzen Beschreibung bleiben ihre Züge realistisch und ihre Handlungen sind schlüssig, wirken nicht konstruiert oder an den Haaren herangezogen. Eine Hauptfigur geschaffen und nicht bloß erdacht. Ein großes Lob an dieser Stelle an die Autorin.

In der Familie selber herrscht ein kleiner literarischer Witz, da die Schwestern nach den Bronte Schwestern benannt sind und ihren Namensgebern alle Ehre machen, so übrigens auch der Bruder. Eine hübsche kleine Idee, die mit der Geschichte an sich eigentlich nichts zu tun hat, einen aber zum Schmunzeln bringt und wieder ein wenig mehr Dichte in die Beziehungen legt.

Die Erzählperspektive ist ein personeller Erzähler, der uns stets an Charleys Seite durch die Geschichte führt. Hier hätte ein hin und her springen zwischen den Figuren die Spannung zerstört, somit ist für mich die Erzählform ideal gewählt.

Nun zu dem Plot selber. Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben. Schon am Anfang gibt es den einen oder anderen Moment, an dem wir nach Luft schnappen. Dann ist erst einmal Ruhe, wir sind zwar gespannt auf das, was passiert und was wir erfahren, ab und zu gibt es ein paar brenzlige Situationen, die jedoch keineswegs gehäuft auftreten und auch nicht übertrieben sind. Alles hält sich in dem zu erwartenden Rahmen. Denn wer mit dem Feuer spielt, der verbrennt sich und Charley ist nicht gerade sehr vorsichtig.

Der wirklich spannende Moment jedoch ist als Showdown gestaltet. Ich konnte das Buch zum Ende hin einfach nicht mehr weglesen. Ich musste einfach wissen, wie es ausgeht. Man ist einfach so in die Geschichte rein gesogen worden, das man sich nicht trennen kann und hofft, dass sich alles zum Guten wendet, auch wenn man der Meinung ist, es könnte auch böse ausgehen.
Schon ab der Mitte des Buches hatte ich eine Vermutung, von welcher Person die Gefahr ausgeht, doch zum Ende hin wird man böse getäuscht und glaubt dem Verwirrspiel, bis man merkt, das man anfangs doch Recht hatte und dann aufatmet um gleich wieder zu bangen, denn die Gefahr ist ja noch präsent.

Ich lese sehr gern Krimis und Thriller, doch es ist lange her, dass ich so gefesselt wurde, dass ich mich so gut in die Protagonistin einfühlen konnte.
Ein wenig Liebesgeplänkel ist dabei, jedoch fügt sich dieses gut in die Geschichte ein und ist für die Handlung wichtig. Manchmal wird diese ja nur eingebaut um das Klischee einer guten Geschichte zu erfüllen und steht völlig am Rande. Hier jedoch ist dies nicht so.

Auch die Figur Jill ist gut getroffen. Die kleine Soziopathin, die sich in das Herz der Menschen zu stehlen weiß, um dann ihre andere Seite zu zeigen, die eben nicht so zuckersüß und freundlich ist, wie ihr Lächeln es vermuten lässt. Auch hier wird man anfangs hinters Licht geführt um dann langsam ihr wahres Gesicht zu sehen. Die Autorin schafft es also den Irrtum der Protagonistin auf den Leser zu projizieren, dies spricht schon für eine überzeugende Schreibweise.

Fazit

Ein mitreißender Thriller, dem ich jedem empfehlen kann. Geschichte und Figuren sind genial gestaltet und die Spannung wird hier groß geschrieben.