Rezension

Mein bisheriges Jahreshighlight!

All the Bright Places - Jennifer Niven

All the Bright Places
von Jennifer Niven

„Is today a good day to die?“ 
Das ist der erste Satz von All the Bright Places. Und damit ist man auch schon gleich mitten in der Geschichte. Der Außenseiter Theodore Finch denkt viel über den Tod nach und darüber, dass er nie wieder "einschlafen" will. Denn die Art von Schlaf, in die Finch verfällt, ist ein Zustand von absoluter Gefühlslosigkeit und Abwesenheit, in dem er nichts tut außer für Wochen im Bett zu liegen und in dem er die Welt um sich herum gar nicht mitkriegt. Gegen diesen Schlaf kämpft er unaufhörlich an. Zu Beginn der Geschichte klettert Finch auf den Glockenturm der Schule, von wo aus er auf die Schule hinunter schaut und über den Tod nachdenkt.
Jedoch ist er unerwarteter Weise nicht alleine dort - auch Violet Markey, deren Schwester im vorherigen Jahr bei einem Autounfall starb, ist auf den Turm geklettert. Finch hilft ihr wieder sicher auf dem Boden anzukommen und von da an haben die beiden ständig miteinander zu tun, nicht zuletzt weil Finch dafür sorgt, dass die beiden für ihr Erdkundeprojekt zusammenarbeiten, bei dem sie besondere Plätze in ihrem Heimatstaat erkunden sollen.
Finch hilft Violet auf die schönste und inspirierende Weise mit ihrem Schicksal klar zu kommen und die Ängste, die sie seit dem Tod ihrer Schwester hat zu überwinden. Er hilf ihr wieder ins Leben zurück zu finden. Und das während er selbst sich gar nicht so sicher ist, ob er sein eigenes Leben überhaupt behalten will.
Die beiden erleben ein unglaublich schönes und einzigartiges Abenteuer und lernen beide viele neue und wichtige Dinge. Die Liebesgeschichte ist eine ganz besondere, von der man so noch nicht gelesen hat.

Dieses Buch wurde extrem gehypt und war innerhalb kürzester Zeit in aller Munde. Als ich es dann einfach so in der kleinen englischsprachigen Abteilung bei Thalia gesehen habe musste ich es einfach kaufen - und habe diese Entscheidung nicht bereut!
Wie bereits gesagt, es gab einen sehr großen Hype rund um All the Bright Places und dem entsprechend hoch waren auch meine Erwartungen, zumal die Geschichte mit The Fault in Our Stars und Eleanor & Park verglichen wurde, was beides Bücher sind die ich sehr geliebt habe.
Bei derart hohen Enttäuschungen wäre es keine Überraschung gewesen, hätte mich das Buch zu tiefst enttäuscht - aber das war zum Glück wirklich nicht der Fall.
Stattdessen habe ich mich richtig in die Geschichte und ihre Figuren verliebt.

Finch gefällt mir besonders gut. Er ist einer dieser Charaktere, bei denen man machmal vergisst, dass sie eigentlich Teenager sind, weil sie sich so erwachsen und besonders ausdrücken. Das hat mich ein wenig an Augustus Waters von The Fault In Our Stars erinnert. (Wie man sieht ist der Vergleich mit diesem Buch also vielleicht gar nicht so weit her geholt!) Anders als Gus jedoch, ist Finch oft launisch und längst nicht so perfekt. Er hat es wirklich schwer und ist sehr oft mit allem überfordert. Eine Besonderheit von Finch ist, dass er seinen "Style" sehr oft wechselt. So wird er ganz schnell vom Punk zum Briten und dann zum Nerd, wobei sich nicht nur ein Klamottenstil verändert sonder vor allem auch seine Verhaltens- und Ausdrucksweisen. Das war wirklich sehr interessant zu beobachten.
All the Bright Places ist abwechselnd aus der Sicht von Finch und Violet geschrieben (ähnlich wie bei Eleanor & Park), was mir sehr gut gefallen hat, weil so die Sichtweisen beider Charaktere sehr deutlich wurde. Es war perfekt für diese Geschichte, da sich z.B. Finchs Verhalten nach außen hin oft von dem unterscheidet was wirklich in ihm vorgeht. Hätte man also seine Sichtweise weg gelassen und nur aus Violets Sicht geschrieben, wäre die Geschichte immer noch sehr schön gewesen aber es hätte das ein oder andere gefehlt. Für mich hat also diese Erzählart wirklich sehr gut zur Geschichte gepasst.
Der Schreibstil von Jennifer Niven ist generell einfach wunderschön und wirklich sehr angenehm zu lesen, manchmal richtig fesselnd. Es gibt wunderschöne Zitate und besonders die Kapitel aus Finchs Sicht sind richtig toll geschrieben, geradezu perfekt. Manchmal gab es neben dem Wechsel zwischen Finchs und Violets Sicht auch noch Listen oder ähnliches, die für noch mehr Abwechslung beim Lesen sorgen.

Die Geschichte hat sich für mich richtig realistisch und echt angefühlt und ich konnte beide Hauptcharaktere verstehen und mit ihnen mitfühlen.
Vor allem denke ich, dass es einen guten und realistischen Einblick in das Krankheitsbild von Depressionen und bipolaren Störungen gibt. Jemand der so eine Krankheit hat, muss keines Falls immer traurig sein, es kann auch schöne und helle Momente geben. Freude ist im Leben genauso präsent wie Traurigkeit und beides kann extrem stark empfunden werden. Ich fand es wirklich toll, wie Jennifer Niven es geschafft hat eine derart traurige Thematik mit so viel Lebensfreude, Glück und schönen Momenten zu füllen.

In dem Buch ging es außerdem um das Thema Mobbing. Finch wurde Jahre lang von seinen Schulkameraden als Freak bezeichnet, schräg angeguckt und beschimpft. Im Buch bekommt man einige Mobbingszenen mit und erfährt auch einiges über die Auswirkungen von Mobbing. Es ist nicht das Thema, welches vom Buch in erster Linie behandelt wird, aber ich finde trotzdem, dass es sich sehr gut damit beschäftigt und das Thema gut darstellt.

Die Orte, die die Teenager für ihre Schularbeit besuchen sind echte, existierende Ort und sie sind wirklich besonders und, „hell“ und damit meiner Meinung nach sehr gut gewählt.
Ein weiteres Plus sind die Zitate, die in die Geschichte eingebaut wurden. Immer wieder wird Virginia Woolf zitiert, was super in die Geschichte passt und mir gut gefallen hat.
Manche Stellen waren wunderschön und haben unglaublich glücklich gemacht, während andere einfach nur traurig und so berührend waren. 
Dieses Buch ist wirklich eines, bei dem einen die Tränen sowohl vor Trauer als auch vor Freude in den Augen stehen.
Wenn ich ein Buch lese, markiere ich dabei oft meine Lieblingsstellen und -zitate und bei All The Bright Places sind mir doch wirklich die Klebezettel ausgegangen.
Es ist einfach so gut!

5 von 5 Herzchen für diesen tollen Roman – bisher mein Lieblingsbuch aus diesem Jahr und auf jeden Fall eine Buchempfehlung!