Rezension

Machogehabe

Träum weiter, Mann - Volkmar Nebe, Ralf Pingel

Träum weiter, Mann
von Volkmar Nebe Ralf Pingel

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, treffen in einer Pension an der Ostseeküste aufeinander: der fein gestrickte, sich ganz als Künstler sehende Möchtegern-Schriftsteller Heiner Deuters und der überhebliche Immobilienmakler Gerald Schöning. Beiden gemeinsam sind lediglich ihre von Anbeginn an gehegte, zunächst aber noch verdeckte  Aversion gegeneinander sowie ihre Vermessenheit, Besitzansprüche an Steff, der Tochter der Pensionswirtin, zu stellen. Sie buhlen fortan um ihre Gunst. In ihrem immer verbissener geführten Wettstreit lassen sie keine Gelegenheit aus, den anderen auszubooten und sich selbst in den Vordergrund zu drängen. Sich ganz ihrem Imponiergehabe hingebend, lassen sie Steffs Befindlichkeiten völlig außer Acht. Deren Rolle bleibt bis zum Schluss ohnehin nebulös. Aufklärung bringt  erst das letzte Kapitel mit einer völlig unerwarteten Wendung. Es sei nur so viel verraten: Der Leser hat ein Déjà-vu-Erlebnis; das Kapitel könnte gut der Auftakt zu einem  Roman mit dem Titel „Träum weiter, Frau“ sein mit Steff als der sich selbst überschätzenden Protagonistin.

Die überschaubaren Kapitel sind abwechselnd aus der Perspektive Heiners und Geralds geschrieben. Jeder der beiden Autoren hat die Perspektive für einen der beiden Männer übernommen. Nur das 29. und letzte Kapitel berichtet aus der Sicht Steffs. Die witzig geschriebene Lektüre hat großen Unterhaltungswert. In den beiden Rivalen wird sich so mancher männliche Leser wiederfinden. Obwohl mit eher negativen, typisch männlichen Eigenschaften ausgestattet, gehört ihnen irgendwie doch die Sympathie des Lesers. Das farbenfrohe Cover passt einerseits hervorragend zu dem bunten Chaos, in das der Wettstreit der Protagonisten mündet, bildet andererseits aber auch einen guten Kontrast zu der eher tristen herbstlichen Ostseeatmosphäre, in der die Geschichte spielt. Die auf dem Cover abgebildeten Fische stellen die Kontrahenten dar: der Goldfisch den feinsinnigen Heiner, der als Raubfisch geltende Hai den Immobilienhai Gerald.

Ein wunderbarer Roman.