Rezension

✎ Lilly Lindner - Die Autobiographie der Zeit

Die Autobiographie der Zeit
von Lilly Lindner

Ich dachte, Lilly Lindners Bücher könnte ich blind kaufen.. Nachdem mir 'Was fehlt, wenn ich verschwunden bin' und 'Splitterfasernackt' so super gefallen haben, wollte ich auch unbedingt die anderen Werke von ihr lesen.. und warum nicht mit dem neusten beginnen?!
Leider konnte es mich überhaupt nicht überzeugen..

Vielleicht wollte die Autorin wirklich mal was Neues wagen - nicht nur (wahre) Geschichten über Menschen schreiben. Für mich jedoch hat das Buch schon während des Lesens an Bedeutung verloren und nun - ein paar Tage später - weiß ich schon nicht mehr genau, was genau geschehen ist - wenn denn etwas geschehen ist..

In ihren anderen beiden Werken bin ich versunken - hier habe ich einfach keinen Zugang gefunden.. Mir sind zwar einige Zitate ins Auge gefallen, aber durch die Tatsache, wie das Buch aufgebaut ist, denke ich, dass einfach manchmal auch zu viel unterbrochen wurde. Man könnte die Kapiteleinteilungen vielleicht auch als Luftholen sehen, aber ich muss nicht nach jedem Satz Luftholen oder nachdenken. Durch die Einteilung hat mir Frau Lindner manchmal etwas aufzwingen wollen, was ich so nicht gemocht habe.

Ich denke, Lilly Lindner hat sich hier einer Herausforderung gestellt, die sicher gelungen ist: Ausbrechen aus der Masse. Die schwermütige Sprache, die Kapiteleinteilungen, der Verlauf einer (für mich nicht vorhandenen) Geschichte, die Interpunktion, die (nicht)Greifbarkeit des Inhaltes,..

Es ist kein Werk, was man so runterliest. Sprachgewalt, für die die Autorin bekannt ist, spricht auch aus diesen Zeilen. Am Inhalt fehlte es mir aber.
Es ist sicher eine nette Kleinigkeit - für jemanden, der etwas damit anfangen kann. Mir wird es jedoch leider nicht lange in Erinnerung bleiben..

©2016

Zitate:

"In der grenzenlosen Weite der Unendlichkeit gibt es nur eine Grenze - die im Gehirn eines Menschen." (S. 11)

"Ich sah mich um und wusste: Einsamkeit - das sind Menschen. In einem besetzten Raum." (S. 28)

"Ich liebte Musik. Bis ich mich in der Stille verlor." (S. 43)

"»Hass hat genauso viele Buchstaben wie Liebe. Nur dass Liebe einen mehr hat.«" (S. 53)

"»Die Zeit an und für sich ist simpel - es gibt Entscheidungen, die man trifft, und Entscheidungen, von denen man getroffen wird.«" (S. 63)

"Gewalt ist eine Sprache, die keine Übersetzung braucht." (S. 103)

"Solange wir Schönheit definieren, werden wir sie niemals finden." (S. 213)