Rezension

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Liebe und Hass liegen nahe beieinander

Dear Sister 1 - Schattenerwachen - Maya Shepherd

Dear Sister 1 - Schattenerwachen
von Maya Shepherd

Winters Schwester Eliza ist seit einem halben Jahr verschwunden. Doch seitdem ist das Leben für Winter nur besser geworden, denn sie stand immer in Elizas Schatten, obwohl diese ihren Eltern nur Kummer gebracht hatte. Seit drei Monaten ist sie glücklich mit ihrem Freund Lucas, den sie schon von klein auf liebt. Dann fangen seltsame Ritualmorde an, die kleine Gemeinde, in der Winter lebt, in Schrecken zu versetzen. Und als sie auf der Klassenfahrt in London auch noch ihre vermisste Schwester zu sehen glaubt, bleibt für Winter nichts mehr, wie es einmal war. Etwas Seltsames ist mit Eliza geschehen und Winter muss sich die Frage stellen, ob ihre Schwester überhaupt noch ein Mensch ist.

 

Eigentlich lese ich keine Krimis bzw. Thriller. Da ich aber schon „Die Bärentöterin“ von der Autorin gelesen habe, und mir dieses Buch super gefallen hat, habe ich nicht gezögert und mich für die Leserunde zu „… ich würde sterben für dich“ angemeldet. Und ich wurde nicht enttäuscht! Die Handlung bleibt durchweg spannend, und ich habe sehr mitgefiebert. Durch die Kapitel der „Anonymen Anruferin“ wird die Neugierde immer wieder entfacht und sehr lange ist man im Zweifel, wer für die Morde jetzt verantwortlich ist.

Obwohl ich finde, dass Winter unüberlegte Entscheidungen trifft, ist ihr Charakter jedoch insgesamt nachvollziehbar und schlüssig, vor allem ihre Abneigung ihrer Schwester gegenüber. Ich denke, wenn nicht alle immer versuchen würden, sie zu bevormunden oder Geheimnisse vor ihr haben würden, dann würde sie auch rationaler reagieren und sich nicht in Schwierigkeiten bringen.

Bei Eliza bin ich zwiegespalten. Einerseits glaube ich ihr, dass sie sich ändern möchte und vor allem, dass sie ihre kleine Schwester beschützen möchte, aber ihre Handlungen sprechen leider nicht für sie. Sie ist sehr egoistisch und fühlt sich immer im Recht. Dazukommt, dass sie nicht einmal vernünftig mit Winter redet, sondern sie nur bevormundet und ihr Dinge verbietet. Dass das nicht funktioniert, erklärt sich ja von selbst.

Im Gegensatz zu einigen anderen Rezensionen, die in Lucas nur ein Möbelstück sehen, glaube ich nicht, dass die Autorin „vergessen hat“, seinen Charakter auszubauen. Er ist einfach so „nett“ und dabei vollkommen selbstgerecht und überheblich. Lucas ist der nette Schwiegersohn von nebenan, der alles richtig macht, dessen Meinung alleine zählt und nach dessen Pfeife getanzt werden muss. Das war zumindest mein Eindruck. In seinem Versuch, Winter zu beschützen (in meinen Augen versucht er eher, alles nach seinem Willen zu lenken), macht er alles noch schlimmer und belügt sie sogar. Sollte man bisher noch nicht meine Abneigung gegen diesen Charakter herausgelesen haben, so sage ich es jetzt: Ich kann Lucas nicht ausstehen! Es geht sogar so weit, dass ich den eigentlichen „Bösewicht“ der Handlung mehr mag, als Lucas.

Auch wenn der Fantasy-Anteil erst gegen Ende deutlich wird, ist der erste Band der „Dear Sister“-Reihe doch sehr lesenswert und packend. Ich kann es kaum erwarten, den zweiten Band zu lesen!