Rezension

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Lernen zu verstehen

Winter so weit - Peer Martin

Winter so weit
von Peer Martin

Bewertet mit 5 Sternen

Diese Rezension erscheint auch auf meinem Blog www.zeilenliebe.wordpress.com!

Ich möchte euch allen frohe Weihnachten wünschen :-)!

Heute stelle ich euch ein Buch vor, das mir sehr am Herzen liegt. Es handelt sich um einen zweiten Band. Beispielsweise durch die Inhaltsangabe werden also Spoiler zum ersten Band (,den ihr unbedingt lesen müsst,) auftauchen.

Allgemeines:

Winter so weit ist am 18.12.2015 als zweiter Band einer dreiteilig angelegten Reihe erschienen. Meine Rezension zum ersten Band von Peer Martin findet ihr hier. Inzwischen wurde der erste Band mit dem Jugendbuchpreis Friedolin 2015 und dem Jugendbuchpreis Eselsohr 2015 ausgezeichnet. Unbedingt vor dem zweiten Band lesen.

Laut Oetinger ist das Buch vorerst exklusiv als E-Book erhältlich. Durch die Leserunde bei Lovelybooks habe ich erfahren, dass noch nicht klar ist, ob das Buch auch als Printversion (voraussichtlich August / September 2016) bei Oetinger erscheinen wird. Wenn nicht, wird es vom Autor selbst veröffentlicht.

Winter so weit hat eine Altersempfehlung ab 16 Jahren. Diese sollte unbedingt beachtet, wenn nicht sogar nach oben korrigiert werden.

Inhalt:

(Ab hier werden Ereignisse aus dem ersten Band erwähnt!)

“Calvin, 19, ehemaliger Neonazi, hat durch seine Liebe zu dem syrischen Mädchen Nura gelernt, umzudenken. Er hat seine Clique verlassen, Namen und Identität geändert und den Ausstieg geschafft.
Doch er hat Nura verloren.
Im Feuer, ganz am Ende, hat er ihr ein Versprechen gegeben:
die dreizehnjährige Dschinan aus Syrien herauszuholen.
Und er macht sich, zusammen mit Nuras Bruder Kamal, auf den Weg:
Gegen alle Vernunft, gegen alle Regeln. Hinein in das Land, aus dem  täglich Hunderte von Menschen fliehen. Während Calvins früherer Freund Pascal sich bemüht, Nuras Eltern in Berlin aufzuspüren und zu beseitigen, führt Calvins Weg durch zerstörte Städte und winterliche Berge. Er erlebt Zerstörung und Gewalt, Folter und Tod, doch immer wieder erfährt er auch eine Gastfreundschaft, die ihm neu ist. Als er in die Hände des IS gerät, weiß er, dass er nicht aufgeben wird. Denn nur wenn es ihm gelingt, Dschinan zu finden und zu retten, kann er, auf seine Weise, auch Nura wiederfinden.” (Quelle: Peer Martin)

Meine Meinung:

Tja, wie wird man einem solchen Buch gerecht? Schon beim ersten Band fiel mir das schwer. Aber der zweite Band hat die Messlatte noch einmal höher gelegt. Manchmal werden Autoren ihrem Auftaktband nicht gerecht. Manchmal ist der zweite Teil nur ein Lückenfüller. Peer Martin hat es jedoch geschafft, den zweiten Band noch besser werden zu lassen! Für Winter so weit habe ich sogar zum E-Book-Reader gegriffen und es nicht bereut.

Wie hat Peer Martin das gemacht?

In Winter so weit gibt es erneut zwei Handlungsstränge. Zum einen befinden wir uns in Berlin bei Nuras Familie, zum anderen begleiten wir Calvin und Kamal nach Syrien. Beide Handlungsstränge sind gut ausgearbeitet und ergänzen sich. Vor allem die Ereignisse in Syrien sind heftig. Auf ihnen liegt meiner Meinung nach ein inhaltlicher Fokus. Sie werden ungeschönt beschrieben – daher empfehle ich das Buch nicht als Jugendbuch.

Auch den zweiten Teil dieser Reihe zeichnet eine sehr realitätsnahe Recherchearbeit aus. Man hat beinahe das Gefühl, die aktuellen Ereignisse der Flüchtlingskrise nachzulesen, sich weiterzubilden. Eine unglaubliche und schockierende Stimmung wird vermittelt. Teilweise kann man sich als Leser die Ereignisse bildhaft vorstellen. Nach einigen Kapiteln muss ich zum Einschlafen erstmal etwas Seichteres lesen, obwohl ich am liebsten weiter in Winter so weit gelesen hätte.

Peer Martin baut alle Charaktere aus und führt neue ein. Sie entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter und ihre Handlungsstränge werden auf hohem Niveau miteinander verknüpft. Seine Sprache ist während der Handlung des gesamten Buches poetisch – für mich macht diese Sprachgewandtheit einen großten Teil der vermittelten Athmosphäre aus. Besonders gefallen hat mir die Beschreibung der syrischen Gastfreundschaft.

Zwischendurch habe ich mir die Frage gestellt, wie dieses Buch nur ausgehen soll. Ich wurde inhaltlich nicht enttäuscht. und bin gespannt auf den dritten Band. Welches Stück Zeitgeschichte wird in dieser mutigen Geschichte wohl noch verarbeitet? Ich wünsche mir, dass Oetinger zeitnah eine Printausgabe herausbringt!

Fazit:

Dieses Buch kann Augen öffnen, schockieren, aber auch eine gute Geschichte erzählen. Wie schon beim ersten Band kann ich euch nur ans Herz legen, Winter so weit zu lesen. Mit diesem Roman kann man lernen zu verstehen.