Rezension

Leider war der Krimi über das "nordfriesische Atlantis" teils zu unrealistisch und konstruiert

Rungholts Erbe
von André Siebold

Im 14. Jahrhundert fiel die Stadt Rungholt, im nordfriesischen Wattenmeer gelegen, einer Sturmflut zum Opfer. Seither versuchen Wissenschafter und Hobbyarcheologen Spuren von der Stadt zu finden, die mehr über sie verraten. Vor diesem Hintergrund spielt der Kriminalroman "Rungholts Erbe".

Fenneke, Hauptprotagonistin des Buches, hat seit sie sich erinnern kann Träume vom Untergang der Stadt Rungholt. Dadurch könnte sie der Schlüssel zur Lösung des Rätsels sein. Oder das nächste Opfer eines skrupellosen Mörders, der ebenfalls an Rungholts Geheimnis interessiert ist.

Ich fand die Grundidee der Geschichte sehr interessant. Rungholt war mir vor der Lektüre nicht bekannt, daher habe ich die entsprechenden Passagen sehr gerne gelesen. Diese Verflechtung aus Fakten zum hisotischen Hintergrund und fiktiver Geschichte ist meiner Meinung nach gut gelungen, nicht zuletzt aufgrund der Einführung eines Archäologie-Professors, der die Hintergründe erklärte.

Was mir weniger gut gefallen hat, waren die mystischen Elemente. Jetzt hätte ich noch damit leben können, dass Fenneke in ihren Träumen wahre Fakten über Rungholt erfahren kann. Doch die Selbstverständlichkeit, mit der die übrigen Protagonisten - inklusive der Polizei - Fennekes übernatürliche Gabe anerkannten, war mir dann doch zu unwahrscheinlich. Nicht zuletzt deshalb wirkte die Geschichte für mich zu künstlich und zu konstruiert. Trotz sympathischer Charaktere wurde ich nicht ins Geschehen gezogen. Die Geschichte interessierte, ohne mich jedoch fesseln zu können.

Aus meiner Sicht wurde das Potential, dass dieser spannende historische Hintergrund geboten hätte, dadurch nur unzureichend ausgeschöpft. Ich bin dennoch froh das Buch gelesen und dadurch Rungholt, das „Atlantis des Nordens“ kennen gelernt zu haben. Wer geschichtlich interessiert ist und bei Krimis über ein paar unrealistische Passagen hinwegsehen kann, könnte an „Rungholts Erbe“ daher durchaus Gefallen finden.