Rezension

Leider sehr vorhersehbar

Die Bibliothekarin und der Tote im Park -

Die Bibliothekarin und der Tote im Park
von Michael Ritter

Die Bibliothekarin Rita Girardi übt ihren Beruf im Wien der 1920er Jahre mit großer Leidenschaft aus. Sie ist geradezu empört, als sie in einem Buch unverständliche Bleistiftnotizen findet. Kurz darauf wird ihr Nachbar, mit dem sie eine gute Freundschaft verbindet, tot in einem Park aufgefunden. Dieser Mord soll nicht der letzte im Umfeld von Rita bleiben. Kurz vor jeder Tat tauchen neue Notizen in dem Buch auf. Rita beschleicht das ungute Gefühl, dass dort ein Zusammenhang bestehen könnte... Dieser Krimi hat mich leider enttäuscht. Das Gute vorweg, der Schreibstil liest sich angenehm und passt gut zu der geschilderten Epoche. Die dargestellten Figuren erschienen mir hingegen sehr eindimensional. Rita beruht lose auf einem historischen Vorbild, das offenbar ein spannendes Leben führte. Im Buch ist sie zwar eine selbstständige Frau, aber ansonsten ziemlich glanzlos. Zu Beginn fand ich es gut von einer "normalen" Frau zu lesen. Nicht jede Frau hat, damals wie heute, eine Pistole unterm Kopfkissen und einen Pilotenschein in der Handtasche, aber eine kleine Ecke hätte ich mir schon gewünscht. Eine ausgeprägtere Schlagfertigkeit hätte der Geschichte schon viel geholfen. Auch aus der Zeitungsarbeit der Protagonistin hätte man etwas machen können. Stattdessen geht sie in den Kirchenchor und brav zur Arbeit. Eine beginnende Liebelei ist die einzige Abwechslung, die sie sich gönnt. In alle anderen Ereignisse wird sie ohne ihr Zutun hineingezogen. Schade. Es gab einige Momente, wo der Verlauf des Krimis eine spannende Wendung hätte nehmen können. Das Potential war da. So war die Geschichte zu geradlinig und damit leider auch sehr vorhersehbar. Vom Cover des Buchs hatte ich mir etwas anderes versprochen. Man erwartet den Glanz der Goldenen 20er und bekommt eine brave Bibliothekarin, die einfach an die falsche Person gerät.