Rezension

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Leichte Urlaubslektüre

The Accidental Husband - Jane Green

The Accidental Husband
von Jane Green

Bewertet mit 3 Sternen

Im Urlaub will man es nicht so schwer. Kommt natürlich aufs Programm an. Aber ein bisschen fordernd soll es dennoch sein, darum habe ich die engl. Ausgabe gewählt, um zu testen, ob ich schon ohne Wörterbuch auskomme - das ging prima. Deshalb darf man auch nichts Tiefgründiges erwarten, das hätte ich nicht geschafft ohne Wörterbuch und so ein bisschen nebenher.

Es ist gar nicht tragisch, wenn man von dem 2013 im Original erschienenen Roman „The accidental husband“ ein klitzekleines bisschen vorher weiß, die große Überraschung hat man nach 10 Seiten sowie so erraten, sobald man liest, dass Sylvies Ehemann oft „absent“ ist.

Ja, also, Husband hat zwei Ehefrauen. Eine lebt in New York, eine andere in Kalifornien. Gibt es eine Kluft, ein Spannungsfeld zwischen den beiden Lebens- und Familienfeldern? So ist es gedacht. Aber dieser Unterschied hat nicht überzeugt. Die Dame in Kalifornien lebt nach dem Auffliegen der Geschichte in so „ärmlichen“ Verhältnissen, dass ich allen verlassenen Frauen wünschte, in ähnliche Verhältnisse geworfen zu werden. Die andere ist vorher tatsächlich sehr reich und dabei notgedrungen völlig unglücklich. Denn Reichtum macht unglücklich, das weiß jeder. Also das ist ein ganz schreckliches Schicksal. Hier ist es überzeugender, dass Maggie, die andere, dh. eigentlich ist sie die erste, sehr traurig, bestürzt und verzweifelt ist, als sie ihren Reichtum verliert und nur noch ein sehr bescheidenes Cottage mit wunderbarer Umgebung vornehmlich Meeresnähe im Irgendwo bewohnen kann, also da, wo wir alle hinwollen: zu einem Häuschen am Meer. Um es zu finanzieren, reicht ein Kellnerjob! Das ist ermutigend!

Denn selbstverständlich kommt die ganze Chose endlich, nach Jahren, raus. Und dann sind alle so zerbrochen! Aber so was von! So, dass die eine Tochter Essstörungen hat, die sie fast umbringen, die von der anderen Familie aber das Saufen anfängt und sich mit ihrer Mutter überwirft, ein Riß, der nie mehr ganz zu kitten ist bis zum Happy End. Großes Drama. Nur, wie der arme Kerl gleich zwei Familien durchbringt, und dabei der einzige Berufstätige ist, das verrät mir niemand!

Kann heute eigentlich keiner mehr mit Schicksalschlägen umgehen ohne gleich vor die Hunde zu gehen? Wie verwöhnt sind die Kiddies denn heute?

Das Strickmuster des Romans ist sehr simpel, es gibt Zufälle, die zur Entdeckung führen, die glaubt man nicht, weil sie nicht glaubhaft sind. Und es ist ein Frauenroman, weil Frauen dümmer sind als Männer ;-). Dumme Männer werkeln höchstens an ihren Motorrädern rum, sie würden niemals solche Bücher lesen! Und es kommen Phrasen drin vor. Und die Protagonisten funktionieren nach landläufigen Klischees. Überhaupt Klischees, ja, die Autorin ist unerschrocken und fürchtet sich nicht vor ihnen.

Dennoch, hier und da findet man vernünftige Sätze über das Leben. Erst einen, dann noch einen, dann nickt man, bis man wieder in die Klischeekiste zurücksinkt. Happy End ist natürlich vorprogrammiert und eine vernünftige Auseinandersetzung mit Husband gibt es nicht.

Doch wißt ihr was? Es hat mir Spaß gemacht. Vielleicht weil kein Motorrad zur Hand war und natürlich, weil es Urlaub war, Wind und Wetter und viel Kultur und dazwischen immer mal ein paar Seiten, mit herzigen Dialogen, mit einer Geschichte, die mich nebenbei nicht anstrengte und irgendwie fühlte ich mit. Selbst als die Protagonisten auf die guten Ratschläge, die ich ins Buch hineinflüstere, nicht hörten. Wieviel Sterne ist das wert?

Fürs Klischee gibt es Abzüge, für die Nichtauseinandersetzung mit dem Husband gibt es Abzüge und für die Phrasen selbstverständlich auch, bleiben nette 3 Sterne. Möglicherweise wäre in der deutschen Übersetzung ein weiterer Stern im Weinglas stecken geblieben. Wegen Geheule.

Fazit: Als Urlaubslektüre, wenn man ein anstrengendes Programm absolviert und zwischendurch mal die Füße hochlegt, geeignet.

Kategorie: Leichte Unterhaltung
Verlag: Penguin, London, 2013