Rezension

langweilig, platt und vorhersehbar

Hexenmilch - Kari Köster-Lösche

Hexenmilch
von Kari Köster-Lösche

Bewertet mit 2 Sternen

Eigentlich haben wir hier einen wirklich gut recherchierten historischen Roman, der am nördlichsten Zipfel Deutschlands spielt. Kleine Dorfgemeinschaften verteilen sich auf Inseln und Warften. Man lebt vom Fischfang. Das Leben dort wird sehr schön beschrieben und mit historischen Details versehen. Ich wusste nicht, was eine Schloßprähme, eine Klampe, ein Ösgefäß, Dingstock, eine Töwersche oder Bonden sind. Fünf Sterne für Recherche und Ambiente.

Leider kommt die Geschichte selbst nicht so gut weg. Mutter Griebsch, die hingebungsvolle Hebamme, wird Opfer der Gerüchteküche. Die schöne Sabbe braucht eine Ausrede, warum ihr eine Fehlgeburt widerfahren ist. Was einem zu temperamentvollen Seitensprung geschuldet ist, wird Hexenpraktiken zugeschoben. Die naiven, abergläubischen Dorfmenschen glauben das nur zu gerne und schmücken es weiter aus.

Hier weiß man eigentlich schon nach den ersten paar Seiten, worauf das Ganze hinausläuft und das bremst den Elan beim Lesen direkt aus. Ab spätestens Seite 20 ist der weitere Verlauf des Dramas vorhersehbar. Es passiert dieses und jenes, aber eigentlich wartet man nur darauf, aus welchen Gründen auch dieses Unglück wieder Mutter Griebschs Schuld sein soll. Gähnende Langeweile in spannendem Ambiente. Am Ende denkt man: Endlich ist sie tot, obwohl sie gar nichts dafür kann, die arme Mutter Griebsch.

Auch die Figuren zeichnen sich aus durch vorbildliche Schwarz-Weiß-Malerei. Da gibt es ein paar schrecklich missgünstige, sensationslüsterne Böse und edle, fromme Gute. Gelegentliche Versuche, durch einige wenige objektive Mitmenschen aus der Klischeewelt zu entkommen, enttarnt man sofort. Hier handeln Stereotypen und keine lebendigen Menschen.

Vielleicht ist dieses Buch interessanter für alle, die noch nie ein Hexenbuch gelesen haben (gibt es solche Leute?). Man kann gut nachvollziehen, wie in einer mittelalterlichen Welt Hexengerüchte aufkommen. Man kann sich allerdings zu diesem Zweck auch einfach ein besseres Buch aussuchen. Da gibt es viele. Dieses hier ist langweilig, platt und vorhersehbar.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 21. November 2015 um 13:19

Was böse! Gut, dass ich nicht Kari Köser-Lösche heiß. Wahrschl der erste Versuch, irgendwie muß man ja anfangen.