Rezension

Langer Vorlauf, schnelles Ende

Verlorenes Vernègues - Cay Rademacher

Verlorenes Vernègues
von Cay Rademacher

Bewertet mit 5 Sternen

1909 zerstört ein mittelschweres Erdbeeben die Kleinstadt Vernègues in der Provence. Die Überlebenden gründen ihre Stadt an anderer Stelle neu, sodass eine Geisterstadt exisitiert. Nun streifen Wölfe durch die Ruinen und reißen Schafe. Capitaine Roger Blanc und sein kleines Team werden nun zwecks Schadensaufnahme dorthin geschickt und erkennen schnell, wie aufgebracht und auch ängstlich die Bevölkerung auf das Wolfsrudel reagieren. Die Schäfer, Jäger und insbesondere der Bürgermeister des neuen Vernègues bestehen auf einem schnellen Abschuss der Tiere, die örtlliche Försterin versucht dies zu verhindern und wird prompt Opfer eines geschmacklosen Anschlags. Blanc selbst sieht die Gefahr, dass in dieser aufgeheizten Stimung wohlmöglich nicht nur die Wölfe in Gefahr sind. Also patrouilliert er des Öfteren in den Ruinen und trifft dort auf denkwürdige Gestalten, eine Ufologen, ehemals ein anerkannter Wissenschaftler, der seine Karriere seiner Marotte geopfert hat, eine Seismologin sowie einen esoterisch angehauchten Autoren, der Bücher über die Weissagungen des Nostradamus schreibt und in diesem Kontext wegen der Wölfe neues Unbill voraussagt. Dieses bleibt dann auch nicht aus, denn es sterben zwei Menschen, einer davon durch Wolfsbiss. Blanc und seine Leute brauchen viel Geduld, dieses Geflecht aus Volkszorn, Aberglauben und Gewaltbereitschaft zu entwirren.

Für den Capitaine ergeben sich im mittlerweile siebten Roman wichtige Veränderungen in seinem Privatleben. Er versteht sich besser mit seiner Tochter, die ihm im Vorgängerroman besuchen kam. Vor allem erkennt er aber, dass seine Zeit als Standby-Liebhaber seiner Untersuchungsrichterin dem Ende entgegen geht und merkt gleichfalls, dass das Gute in Gestalt seiner Nachbarin Paulette gar nicht so fern liegt.

Rademacher lässt sich viel Zeit bei seinem Roman, bevor der erste Mord geschieht, sind fast zwei Drittel des Buches schon gelesen. Das mag nicht Jedermanns Sache sein, aber mir gefällt diese beschauliche Art zu erzählen.