Rezension

Krimireihe mit Suchtpotenzial

Kornblumenblau - Christian Schünemann, Jelena Volic

Kornblumenblau
von Christian Schünemann Jelena Volic

Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass hier alles vereint ist, was ein Krimi für mich braucht. Wer allerdings viel Blut und Horrorbeschreibungen sucht, der wird hier nicht fündig. Statt dessen trifft man auf viel Lokalclorit und zeitgeschichtliche Aspekt im Belgrad der Gegenwart, das naturgemäß immer noch unter dem Einfluss von Jugoslawien- und Kosovokrieg steht und mit den Nachwirkungen des Zusammenbruchs des sozialistischen Systems zu kämpfen hat. Und so hat dieser erste Fall für die Kriminalwissenschaftlerin Milena Lukin auch direkt zu tun mit dem immer noch allgegenwärtigen Konflikt zwischen Albanern und Serben und den aufeinanderprallenden unterschiedlichen Kulturen und Werten. Die herrschenden Verhältnisse sind nach wie vor geprägt durch Korruption und politisches wie militärisches Ränkeschmieden. Zusammen mit einem ebenfalls eher idealistischen als systemkonformen Anwalt macht sich Lukin auf eigene Faust an die Aufklärung des Mordes an zwei bosnischen Elitesoldaten und gerät dabei schnell selbst in die Schusslinie. Trotz der Gefahr für ihre eigene Existenz, ihre berufliche Zukunft und nicht zuletzt auch für ihre Familie lässt Milena Lukin sich nicht abschrecken und ermittelt mit viel Herzblut weiter, wobei sie keinesfalls heroisch stilisiert wird, sondern auch im persönlichen Alltag mit ihrem 10 - jährigen Sohn und ihrer verwitweten Mutter mit all ihren Stärken und Schwächen durchweg sympatisch daher kommt. 

Was ist es also, was "Kornblumenblau" auch für Nichtkrimifans interessant macht? Eine gute Mischung aus Spannung, Zeitgeschichte, ein glaubwürdiger Plot mit sympatischen Figuren und witzig-ironischen Dialogen und - vielleicht das beste- die Anlage als Reihe, denn im Februar kommt bereits Teil 2: "Pfingstrosenrot". Gut, dass die Pflanzenwelt so viele Farben hergibt....