Rezension

Kriminalistische Reise nach Vietnam

Hanoi Hospital - David Frogier de Ponlevoy

Hanoi Hospital
von David Frogier de Ponlevoy

Bewertet mit 5 Sternen

Hanoi als lärmende aufstrebende Hauptstadt in Südostasien, eine deutsche Studentin, die in Hanoi den vietnamesischen Teil der Familie besucht, eine junge, zielstrebige vietnamesische Redakteurin und ein armer Tagelöhner, der das Glück in Hanoi sucht, sind die Zutaten zum aufregenden Krimi von David Frogier de Ponlevoy " Hanoi Hospital". 

In den Krankenhäusern der vietnamesischen Hauptstadt treten unerklärliche Todesfälle auf, die bei genauerem Hinsehen Parallelen aufweisen. 
Persönlich betroffen sind die deutsche Wirtschaftsstudentin Anne, die in Hanoi durch ihren vietnamesischen Vater verwurzelt ist und die Redakteurin des Radiosenders VOV 5 und gleichzeitig Annes Cousine namens Linh. Die jungen Frauen beginnen, Nachforschungen anzustellen und stoßen auf viele Ungereimtheiten, Vertuschungen, Lügen und Schweigen. 
Der Tagelöhner Tuân, der mit seiner Gefährtin Yen auf der Suche nach Glück und Geld nach Hanoi kam, ist ebenfalls involviert. 

Als Leser verfolgt man die Geschichten der drei Hauptprotagonisten aus deren Sicht, die sich im Laufe der Handlung immer mehr miteinander verflechten, je näher die Lösung der seltsamen Todesfälle rückt. Eine zentrale Frage des Buches ist, was hinter der bröckelnden Fassade des Hanoi Hospital vertuscht werden soll... 

Man erfährt neben dem Fortgang der Handlung und der schlüssigen und zufrieden stellenden Auflösung am Ende des Buches viel über das Großstadtleben in Hanoi und im Gegensatz dazu auch Passagen über das Leben auf dem Land inmitten der Reisfelder, über das vietnamesische Gesundheits- und Krankenhaussystem, über in Hanoi agierende ausländische Firmen und deren Vertreter, über Korruption und Behördenwillkür. 
Das Buch ist so angelegt, dass die Protagonisten Anne, Linh und Tuân jeweils eine bestimmte Bevölkerungsgruppe verkörpern und damit verschiedene interessante Blickwinkel durch den Erzählerwechsel erlauben. 

Die Deutsch-Vietnamesin Anne plagt sich mit Zweifeln zu ihrer Identität und sucht als Wanderin zwischen den Kulturen ihren wahren Platz entweder als Deutsche oder als Vietnamesin, Linh verkörpert die aufstrebende, wissbegierige Journalistin, die sich mit dem System nicht ungefragt zufrieden gibt und neue Wege beschreiten möchte und Tuân lebt als Tagelöhner am Rand der großstädtischen Gesellschaft in Armut und sehnt sich insgeheim nach seiner dörflichen Heimat. 

Der Autor David Frogier de Ponlevoy hat selbst acht Jahre in Vietnam gelebt und gearbeitet und bringt sein Hintergrundwissen auf äußerst interessante Weise in das Buch ein. Das Setting wirkt auf mich sehr authentisch und natürlich mit vielen interessanten Aspekten des Lebens in diesem für mich unbekannten Land. Die Verknüpfung der landestypischer Informationen mit der Kriminalhandlung empfinde ich als sehr gelungen. 
Am Ende des Buches findet man einen hilfreichen Anhang mit den handelnden Personen und ein Glossar mit einigen Erklärungen. 

Fazit: 
Mir hat das Buch hervorragend gefallen, sowohl die Krimihandlung als auch die Informationen zu Land und Leuten haben mit grandios unterhalten.