Rezension

Krimianthologie und Kochbuch

Böfflamord: 29 Krimis und Rezepte aus Niederbayern - Ingrid Werner, Edith Anna Polkehn

Böfflamord: 29 Krimis und Rezepte aus Niederbayern
von Ingrid Werner Edith Anna Polkehn

Bewertet mit 5 Sternen

„...Was passiert war, schweißte uns nicht zusammen, sondern entfremdete uns...“

 

Die Anthologie enthält 29 Krimis aus Niederbayern. Das Besondere daran ist, dass in jeder der Geschichte ein lokales Gericht eine Rolle spielt. Das entsprechende Rezept folgt am Ende des Kurzkrimis. Man lernt also beim Lesen des Buches gleichzeitig die Vielfalt der lokalen Küche kennen.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Andererseits kann man die Geschichten aber auch problemlos auf mehrere Tage aufteilen.

Die 29 Krimis stammen von 24 Autoren. Jeder hat seine eigene Handschrift. Das macht die Vielfalt der Geschichten aus. In den meisten Krimis geht es um Mord. Es gibt Ausnahmen. Ansonsten spielen Rache und Gier, Eifersucht und unerfüllte Ansprüche eine Rolle. In mehreren Geschichten liegen die Ursachen und Motive weit in der Vergangenheit.

So unterschiedlich wie die Inhalt so verschieden sind die Schriftstile. Es gibt ernste, berührende, skurrile, heitere und schwarzhumorige Erzählungen. In manchen Geschichten lässt der Autor mir als Leser einen gewissen Spielraum für die Interpretation. Natürlich darf der lokale Dialekt nicht fehlen. Ab und an wird die Geschichte vom Ich-Erzähler berichtet. Auch außergewöhnliche Methoden werden bemüht. So erfahren zwei der Protagonisten erst nach ihrem Tod, warum sie sterben mussten. Eine Geschichte zeigt Parallelen zu Donald Duck in Entenhausen. Außerdem war mir neu, dass der Migrationshintergrund in Bayern schon dann bemüht wird, wenn man aus dem Nachbardorf stammt.

Auf einige wenige Krimis möchte ich näher eingehen.

In „Die Bixlmadam von Gern“ muss ein Kind erleben, dass das gesamte Dorf den Täter nach der Vergewaltigung deckt. Jahre später kommt ein Mord dazu. Die Autorin hat es ausgezeichnet verstanden, auf wenigen Seiten zu skizzieren, wie tief das Geschehen die Seele des Kindes verletzt hat. Dieser Krimi gehört zu meinen Lieblingsgeschichten.

Obiges Zitat stammt aus „Zahltag“. Der Satz bezieht sich auf die Kindheit. Doch die Vergangenheit holt die Jungen ein.

Es ist wenige Tage vor der „Rubinhochzeit“, als die Ehefrau erkennen muss, das ihre Liebe fast 40 Jahre den Mantel des Schweigens über die Unzulänglichkeiten, ja Boshaftigkeiten des Ehemannes gebreitet hat.

„Süße Verführung“ kommt sehr humorvoll rüber. Ein Angestellter der TOD AG erscheint und das ist noch dazu ein Saupreiß.

Die letzte Geschichte, auf die ich eingehen möchte, ist sehr berührend. In „Trommeln in der Nacht“ sucht eine Mutter denjenigen, der am Tod ihres Kindes schuldig ist. Ihr bleibt nur eine Möglichkeit.

Auf alle 29 Krimis einzugehen, würde den Rahmen dieser Rezension sprengen. Gefallen haben mir alle Geschichten. Jede hatte ihren eigenen Reiz, ihre Besonderheiten, gut charakterisierte Protagonisten und einen hohen Spannungsbogen. Gut fand ich außerdem, dass unter dem Titel des Krimis jeweils der Handlungsort stand.

Das Cover mit dem reich gefüllten Teller ist ein Hingucker.

Das Buch erhält von mir eine unbedingte Leseempfehlung. Die Kombination aus Krim und Kochbuch ist ausgezeichnet gelungen.