Rezension

Knallharter Männerpopcornfilm ...

Germany
von Don Winslow

Bewertet mit 4 Sternen

Frank Decker möchte die weihnachtlichen Feiertage bei einem Freund in Miami verbringen. Mit Charlie verbindet er sehr viel, sie haben zusammen im Irak Krieg gedient und er verdankt ihm sein Leben. Außerdem ist es an der Zeit für Frank, Luft zu holen, sich seinen Leben zustellen und einen Neuanfang zu wagen, nur in welche Richtung, ist ihm noch nicht bewusst. Aber bevor es überhaupt an das Geschenke auspacken geht, bekommt er einen panischen Anruf von seinem Freund, dessen wunderschöne Frau Kim ist verschwunden. Charlie und Frank treffen sich am Ort des Geschehens, während sein Freund immer aufgebrachter wird, merkt Frank wie sich bei ihm innerlich der Schalter umlegt und der Ermittler durchkommt. Alle tappen im Dunklen, Charlie hat keine Ahnung, die Polizei will dem nicht ganz trauen, keine Lösegeldforderung und keine Spuren. Aber nun kommt Frank ins Spiel, denn er möchte, seine Schuld begleichen, und wenn er einmal angesetzt wird, gibt es kein Entkommen mehr. Frank nimmt Fahrt auf, aber kann er Kim finden? Wird ihn der neue Fall aus der Bahn werfen? Welche Wege werden sich auftun? Und was wird ihn in good old Germany erwarten?

Ein neuer Frank Decker Fall und ich springe vor Glück. Jeder Altleser von Don Winslow wird das müde belächeln, aber ich kenne bis jetzt, nur diese Reihe und muss mich noch an seine anderen Werke heranwagen. Aber mit Frank verbinde ich nun mal absolutes Popcorn Kino, schnelle rasante Aktionen, düstere Stimmungen und ein knallharter einsamer Typ, den man gerne durch die Geschichte folgt.

Dieses Mal bekommt er einen Fall, der ihn persönlich mehr betrifft als der Letzte. Frank kennt die vermisste Person und muss in Wäsche von seinem Freund suchen, was ihn mehr als einmal ein komisches Gefühl verschafft. Er möchte einfach an seinen Freund glauben und an das süße Mädchen von nebenan, was Charlie trotz entstelltem Gesicht, geheiratet hat, aber die Bitte von ihm lässt ihn in Abgründe schauen. Obwohl Charlie ständig von seiner Unschuld spricht, lässt Frank nicht locker, irgendwo muss es einen Entführungsgrund dafür doch geben und je mehr er sich festbeißt, umso blutiger wird sein Weg zur Wahrheit.

Aber es ist nicht nur eine Suche nach Kim, sondern für Frank auch eine Reise in seine Vergangenheit. Zum einen ist es die Freundschaft zu Charlie, die ihn immer weiter vorantreibt, immerhin hat dieser sein Leben gerettet und das lässt Frank nicht los, er steht in dessen Schuld und möchte sich dafür endlich revanchieren. Dieser innerliche Druck und sein daraus resultierendes Gewissen machen es Frank oft schwer Dinge zu sehen, die er eigentlich gar nicht sehen möchte. Das andere ist seine Zeit in Deutschland, er verbindet diese nicht sonderlich positiv, immerhin lag er schwer verwundet im Militärkrankenhaus, und als es ihm besser ging, um nach Hause zufliegen, konnte Frank es nicht. Nicht nur sein Körper hatte durch den Krieg Schaden genommen, sondern auch seine Seele und so war er damals zu Fuß durch Deutschland gereist, um innerlich zurück ins Gleichgewicht zu gelangen. Als dann eine Spur nach Deutschland führt, hatte er nicht nur, wegen diesem Fall ein mulmiges Gefühl, denn man weiß ja nie, wie die Psyche reagiert.

Hier spielt unser Autor gern mit dem Schein und dem tatsächlichen Sein, der Hellen und der dunklen Seite, fährt viele Klischees auf und strickt daraus einen wahren Pageturner, der besser auf die Leinwand gehört. Don Winslow muss hier richtig Spaß gehabt haben, oder er hat zu viele Actionfilme geguckt, denn Frank wird hier zum Superrächer, ganz ehrlich, ein bisschen weniger hätte nicht geschadet. So lässt er ihn, in viele Kampfszenen geraten und in der Gangsterwelt hinein strudeln, dabei ist unser Held immer souverän und vorausschauend, sprich der Mann der Stunde und der Tat. Dazu kommt auch noch der Schreibstil von Don Winslow, der immer kurze Kapitel schreibt, mit wenigen Worten, Atmosphäre schafft und mich beim Lesen in einen wahren Rausch versetzte.

Wie ihr seht, ich hatte mehr als Spaß, aber auch einen kritischen Punkt, das Buch heißt Germany, aber wirklich dort gespielt hat es nicht, denn bis wir die Reise antreten, haben wir zwei Drittel des Buches schon durch und rauschen dann in einem rasanten Tempo durch die deutschen Städte und natürlich auch nur im Rotlichtmilieu, das fand ich etwas Schade und vom Klappentext irreführend, denn Frank hatte dort auch nicht seine beste Zeit. Aber egal, ich mag mehr Frank und dieser Band war ja mehr als gute Unterhaltung.