Rezension

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King mal gefühlvoll - ein Volltreffer!

Qual - Richard Bachman

Qual
von Richard Bachman

Bewertet mit 5 Sternen

Über das Buch:

Das Leben von Blaze war eine einzige Tragödie und dies ist seine Geschichte. Immer wieder wird der Leser zurückgeführt in der Zeit, zu Erlebnissen, zu dem Zeitpunkt, bevor für Blaze alles den Bach runter geht, bevor sein Vater ihn so die Treppe hinunterschmeißt –mehrfach- dass der kleine Junge geistig zurückbleibt und nichts mehr so ist, wie es einmal war. Und somit auch sein späterer Lebens- und Leidensweg ein ganz anderer ist.

Blaze landet nach seiner Genesung im Waisenhaus, dort lernt er die zwei Seiten der Medaille „Leben“ kennen. Er erfährt, was Freundschaft ist und er erfährt, was Bösartigkeit ist. Und was Macht bedeutet.

Er lernt aber auch, dass er selbst bestimmte Fertigkeiten besitzt, die ihm Macht verleihen, die ihn für gewisse Leute unantastbar machen.

So wird das Leben von Blaze beschrieben. Sehr eindrücklich. Und der Leser wird an den Punkt geführt, wo Blaze mit dem Geist seines toten Gangster-Kumpels spricht und dessen letzten Coup vorbereitet und durchführen will: Die Entführung eines Babys.

Doch als er den kleinen Knirps tatsächlich entführt, wird für Blaze die Welt auf einmal eine andere und er will nicht mehr der Böse sein, er will kein Ganove mehr sein. Er entdeckt sein Herz und er entdeckt, dass seine Gespräche mit seinem Kumpel in Wahrheit Selbstgespräche sind und selbst gar nicht so dumm ist.

Doch die Welt sieht die Lage natürlich ganz ganz anders…

Meine Meinung:

King mal gefühlvoll

„Qual“ ist schon ein älteres Buch, aber trotzdem wollte es von mir gelesen werden. Und das war auch gut so! In bester King Manier muss der Leser durch die Zeit springen. Ich würde sagen, das ist wirklich was für Fans, andere, unbedarfte Leser könnten leicht verwirrt werden. Aber für mich war es wie die Heimkehr nach Hause. Ich habe mich fallen gelassen in die Geschichte um den armen Tropf Blaze, der misshandelt vom Vater geistig behindert bleibt, aber körperlich überdurchschnittlich gut sich entwickelt, zum tumben Muskelberg mutiert. Tief in sich ist Blaze ein herzensguter Kerl, wird aber auch im Verlauf seines Lebens immer wieder von kriminellen Energien missbraucht, die seine Stärke ausnutzen für ihre Zwecke. Und so ist es für Blaze ganz normal, „Dinger zu drehen“, zu stehlen und betrügen. Für ihn ist das Leben nun mal so und seine Rolle ist für ihn selbstverständlich die des ausführenden und nicht des denkenden.

Bei aller Kriminalität und Ganoventum hat er auch immer wieder Glück. Er lernt Menschen kennen, die das Gute in ihm sehen und sehr rührende Situationen entstehen, die einem eine Gänsehaut bescheren und auch die Augen leicht feucht werden lassen.

Nur nutzt ihm das alles nichts, weil er glaubt, zu Ehren seines getöteten Kumpels dessen letzte geniale Idee umzusetzen, indem er ein Kind entführt und von den Eltern das Geld erpressen will.

Selbst bei der Gelegenheit ist das Glück auch noch auf seiner Seite. Seine Flucht geht länger, als gedacht, immer ist er –trotz fehlender Genialität- den Ordnungshütern einen Schritt voraus. Doch gelingt ihm die Flucht und vor allem, kann er seinen Wunsch erfüllen, der sich im Laufe der Zeit mit dem kleinen Baby in ihm gebildet hat? Dass er mit dem Kleinen irgendwo ein neues Leben anfängt?

Ich würde es ihm wünschen, doch wer King kennt, weiß, dass es kein Happy-End in dem Sinne gibt. Denn am Ende ist klar, wem die Sympathien in dem Buch gehören. Man kann sich nicht wehren, man schließt den vermeintlich dummen, kleinkriminellen, großen, muskelbepackten Blaze in sein Herz.

Wie ich schon angedeutet habe, ich würde es nicht einem King-Neuling empfehlen, der den Stil, dessen er sich gern bedient, noch nicht so kennt. Aber für Fans ist das ein echtes Kleinod. Nicht gruselig, nicht thrillig, aber rührend und doch typisch King.