Rezension

Ken Bruen teilt aus - auf die typisch irische Art!

Kaliber - Ken Bruen

Kaliber
von Ken Bruen

Von Ken Bruen gibt es zwei Thrillerreihen mit verschiedenen Handlungsorten und Protagonisten. Da wäre zum einen Jack Taylor, dem trinkfeste Privatdetektiv aus Galway, zum anderen das Team der Metropolitan Police im Südosten Londons. Und genau dieses Team steht im Mittelpunkt der Neuerscheinung aus der Noir-Reihe des Polar Verlags „Kaliber“ (im Original bereits 2006 erschienen), der sechste Band der Reihe.

Angeführt werden die Mets von Tom Brant, einem Polizisten mit hervorragenden Instinkten, aber auch ein total durchgeknallter Kerl,  der es mit dem Polizeikodex nicht so genau nimmt. Ob er nun von beschlagnahmten Drogen etwas für sich abzweigt, Gefälligkeiten von Prostituierten einfordert, unbefugt Privateigentum betritt, Zeugen mit brachialer Gewalt einschüchtert – sein Verhalten ähnelt eher dem eines Kriminellen als dem eines Cops. Interessanterweise hat er literarische Ambitionen, angelehnt an die Klassiker Ed McBains über das 87. Revier beabsichtigt Brant, einen Krimi zu schreiben – wenn er denn eine Idee für das Exposé hätte.

Weitere Teammitglieder sind sein Vorgesetzter, Chief Inspector Roberts, der mehr mit seinem äußeren Erscheinungsbild als mit der Ermittlungsarbeit beschäftigt ist, Porter Nash, gutmütig und unauffällig, Constable McDonald, ein unangenehmer, feiger  Zeitgenosse, der seine Aggressionen nicht unter Kontrolle hat und Constable Falls, die Frau im Team, bei einem früheren Fall degradiert, jetzt aber wieder auf dem Weg nach oben. Wie bereits hieraus ersichtlich, verzahnt der Autor die Historie seiner Personen mit der Story, die durch diese persönlichen Aspekte stark gewinnt.

Aktuell treibt in London ein Killer sein Unwesen, der es auf Menschen mit schlechten Manieren abgesehen hat. Sein erstes Opfer ist der Mann, der im Restaurant eine junge Frau zum Weinen bringt, und das mit dem Leben bezahlen muss. Es gibt weitere Tote und die dazugehörigen Bekennerbriefe. Wird es Brant schaffen, dem Täter das Handwerk zu legen, oder steht er gar selbst auf der Abschussliste?

Ken Bruen kommt aus Galway, und wie bei so vielen seiner irischen Autorenkollegen zeichnen sich seine Thriller durch beißende Ironie und schwarzen Humor aus. Die Nähe zu amerikanischen Noir-Autoren kann er ebenfalls nicht verleugnen, wobei aber Bruens Dialoge wesentlich spritziger sind.

„Kaliber“ bietet intelligente und spannende Unterhaltung auf höchstem Niveau mit sehr vielen bissigen Anspielungen das Genre betreffend. Mir ist es jedenfalls bisher höchst selten passiert, dass ich bei einem Thriller leise kichern und lauthals loslachen musste.

Eine letzte Bemerkung für Freunde der bewegten Bilder: der vierte Band „Blitz“ wurde unter dem gleichnamigen Titel mit Jason Statham verfilmt.