Rezension

"Keine überschwänglichen Synapsenregungen!"

Thalamus - Ursula Poznanski

Thalamus
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 2 Sternen

Cover:
Das Cover besticht mit seinen intensiven Blautönen. Im oberen sowie mittleren Bereich ist eine Art Gehirnscan abgebildet. Aus diesem fließen Nervenbahnen. Das abstruse Gebilde erinnert ein wenig an eine Qualle mit ihren Nesseln. Drum herum sind kleine lichtartige Gebilde. Die "Nervenbahnen" sind zudem mit roten Bereichen versehen.

Inhalt:
Timo ist an einem stürmisch und regnerischen Tag mit einem ganz besonderen Geschenk in seinem Rucksack auf dem Weg zu seiner ersten großen Liebe.
Dann, Aufleuchten ... Ein Knall ...

Anfangs sieht Timo nur Schwärze, doch dann erkennt er seine Eltern. Sie stehen an seinem Krankenbett und sind froh, als er die Augen aufschlägt.

Kurz darauf wird er in das abgelegene Rehabilitationszentrum, der Markwaldhof, verlegt. Dort soll er seine Verletzungen auskurieren. Timo findet schnell Freunde, darunter auch Carl mit C.

Sein Zimmer teilt er sich mit dem neunzehnjährigen Magnus, einem Wachkomapatient. Dieser liegt tagein still in seinem Bett. Bis auf kleine Bewegungen nimmt er kaum Kenntnis von ihn. Doch des Nachts wandert Magnus umher. Läuft und Spricht ohne jegliche Anstrengungen und auch Timos Genesungsfortschritte weisen Unregelmäßigkeiten auf.

Doch nach wie vor ist sein Sprachzentrum und seine Feinmotorik beeinträchtigt. Seine Erlebnisse kann er also an niemanden kommunizieren. Und dann passieren weitere merkwürdige und unerklärliche Dinge ... er entwickelt Fähigkeiten, von denen er nie zu Träumen gewagt hätte.

Fazit: 
Die Leserunde zu Thalamus entfachte schon vor Lesebeginn und während dem ersten Abschnitt eine kleine Diskussion.

Da es sich bei diesem Buch um einen Jugend-Thriller handelt war die Frage aufgekommen, ob die Erwartungshaltung auch gemindert würde. Ich bin der Meinung, dass ein Jugend-Thriller genauso ein gewisses Maß an Spannung und Nervenkitzel haben kann, wie ein Erwachsenen-Thriller. Vielleicht nicht so blutig, aber subtil und auf einem stimmigen Level.

Der Einstieg war für mein Verhältnis etwas flach. Von Beginn an konnte ich mit dem Protagonisten Timo nicht mitfühlen. Es wird der Unfall beschrieben, seine Wach- und Schlafphasen im Koma, seine Schmerzen und dennoch, er war für mich so unnahbar. Sein Charakter ist meines Erachtens nicht intensiv genug herausgearbeitet worden. Überwiegend wirkte der Protagonist auf mich emotionslos und konnte seine Gefühle nur sehr wenig zum Ausdruck bringen. Für mich hingegen kam er mir manchmal etwas zu erwachsen einher. Für meine Bloggerkolleginnen eher zu kindlich.

Leider zogen sich diese schwachen Charaktere durch die Geschichte und machten diese sehr eintönig. Es gab nur wenige Szenen wo ich eine Regung der handelnden Personen nachvollziehen konnte. Für mich wirkten sie immer etwas oberflächlich und nicht tiefgehend.

Die Atmosphäre bot für mich nur wenig Spannung. Für mich gab es kurz vor der Hälfte ein erstes Spannungshoch, dies ebbte nach kurzer Zeit auch wieder ab.

Auch der handelnde Ort, eine Klinik in einem abgelegenen Wald, schwer erreichbar bot so viel Handlungsspielraum für Spannung, wurde aber in keinster Weise ausgereizt.

Weiterhin war ein großes Fail, dass der Konflikt bzw. das THEMA, bereits 150 Seiten vor Schluss eine Auflösung fand. Ab diesem Zeitpunkt hätte man die übrigen Seiten überblättern können und wiederum die letzten 10 Seiten des Buches lesen können. Man hätte nichts überlesen und dennoch alles erfahren.

Der Schreibstil von Frau Poznanski war zwar leserlich, aber doch durch sehr - sehr - viele Wiederholungen mühsam. Die Umstellung mancher Sätze hätte zu einem besseren Lesefluss geführt. Oft ertappte ich mich dabei, wie ich Sätze gedanklich umschrieb. Wiederum war manches für mich nicht logisch ... warum sperre ich jemanden in ein Zimmer, dessen Raum ich nicht abschließen kann und sage "du bleibst hier!" Mit Sicherheit wird sich daran gehalten ...

Die Geschichte mag vielleicht auf eine spezielle Art und Weise den Zeitgeist treffen, dennoch hat die Autorin das Potenzial des Themas nicht ausgenutzt.

Von mir gibt es lediglich 2 Sterne.