Rezension

Kein typischer Fitzek

Noah - Sebastian Fitzek

Noah
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 4 Sternen

Vorweg: Ich habe bislang alle Bücher von Sebastian Fitzek gelesen. Der Autor gehört zu meinen absoluten Lieblingsautoren und ich habe dem Buch Noah entgegen gefiebert. Ich wusste im Vorfeld, dass es in eine etwas andere Richtung geht, als in den anderen Thrillern des Herrn Fitzeks und war daher besonders gespannt.

Zum Inhalt:
Noah wacht in Berlin in der Obhut des Obdachlosen Oskar auf, angeschossen, ohne Erinnerung an seine Vergangenheit oder seinen Namen. Einzig der Name Noah, der in seinen Handrücken tatowiert ist, scheint ein Anhaltspunkt auf seine Identität zu sein. Auf der Suche nach seiner selbst gerät Noah immer weiter in Gefahr und in Verschwörungen. Er muss das ein oder andere mal einem Anschlag auf sein Leben entgehen. Doch wer ist hinter ihm her? Und warum überhaupt? Was für ein Mensch war bzw. ist Noah? Was hat er verbrochen, dass scheinbar viele verschiedene Personen nach seinem Leben trachten?

Fitzek schafft es in diesem Thriller wieder einmal rasant und spannend zu schreiben. Vor allem der Anfang und das Ende haben es in sich. Da bleibt dem Leser kaum Zeit zum Luftholen. Im mittleren Teil zieht sich hingegen für mich die Geschichte an einigen Stellen zu sehr. Da hätte man mehr Tempo rein bringen können. Es war aber noch an der Grenze dessen, was ich als okay ansehe. 

Bei den Personen habe ich mich hingegen etwas schwerer getan. Sie blieben für mich zum Teil doch eher blass, vor allem Celine, die entführt wurde, und Noah selbst. Bei Noah kann man es sich noch erklären, da er selbst ja nichts von sich weiß und der Leser mit ihm zusammen versucht auf seine Vergangenheit zugreifen zu können. Aber aus Celine hätte man mehr machen können. Ans Herz gewachsen ist mir hingegen Oskar. Diese Person finde ich rundum gelungen.

Im Buch Noah dreht es sich nicht nur um Noah und dessen Geschichte, sondern um ein sehr aktuelles Problem der heutigen Zeit: Dem Wachsum der Weltbevölkerung und damit verbunden die Unterschiede zwischen arm und reich, den reichen Ländern und den 3. Weltländern. Hier werden immer wieder Fakten genauso zwischen geschoben wie Verschwörungstheorien. Auch die Geschichte einer jungen alleinerziehenden Frau in einem Slum wird in Nebenkapiteln erzählt. Man fragt sich oft, wie das alles mit Noah zusammen hängt und wie immer erfährt man dies erst ganz am Ende des Buches. Die Verknüpfungen sind gut gelungen und das Ende für mich auch überraschend.

Dennoch geht es mir in dem Buch zu sehr um Verschwörungen. Es erinnert mich stellenweise an Bücher von Dan Brown, die ich aber nicht so sehr mag. Und es kommt mir an vielen Stellen so vor, als wenn Herr Fitzek mit gehobenen Zeigefinger belehrend vor dem Leser steht (auch wenn er im Nachwort genau dies abstreitet).

Kommen wir nun zu der Frage, die ich mir die ganze Zeit gestellt habe, seit dem ich erfahren hatte, dass dies kein typischer Fitzek ist. Die Frage für mich ist, ob Anders schlechter sein muss oder evtl. sogar besser? Ich habe nach dem Beenden des Buches jetzt auch erst mal ein paar Tage vergehen lassen, in denen ich mir eine Antwort auf diese Frage erhofft habe. Auch mit dem Schreiben der Rezension habe ich mir bewusst Zeit gelassen, da ich das Buch erst mal etwas sacken lassen musste.

Alles in allem ist es ein spannender Thriller. Daher gibt es von mir auch vier Sterne, wobei ich zwischen 3,5 und 4 Sterne schwanke. Dennoch hat das Buch für mich auch einige Schwächen, die ich bereits erläutert habe. Die Frage, ob Anders besser oder schlechter ist sollte sich wahrscheinlich jeder selbst beantworten. Ich für meinen Teil fand das Buch okay, aber ich hatte mir etwas mehr erhofft. Was sich mir leider nicht erschlossen hat, war die Frage, was der Autor mir mit dem Buch sagen möchte. Er will, wie er selbst erläutert, nicht mit gehobenem Zeigefinger dastehen. Aber doch anscheinend auf das Problem der Überbevölkerung aufmerksam machen. Okay, es ist als Thrillerautor dann sein Weg, dies in einen Thriller zu verpacken, aber was er mir letztendlich verdeutlichen will ist mir dennoch nicht ganz klar.

Ich für meinen Teil fand es zwar interessant einen etwas anderen Fitzek kennenzulernen, wünsche mir für die Zukunft aber wieder einen typischen Fitzek.

Kommentare

Sven kommentierte am 21. Januar 2014 um 18:24

Sehr gute Rezension. An meiner schreib ich grad noch, denn auch ich wollte mir Zeit damit lassen, weil es nicht so eindeutig ist.

Schön dass auch Dich der erhobene Zeigefinger gestört hat, ich dachte schon ich hätte zuviel clear abbekommen...

Katimaus1982 kommentierte am 26. Januar 2014 um 20:19

Sehe deinen Kommentar jetzt erst.
Ich habe mich wirklich schwer mit der Rezension getan und bin mir auch in manchen Dingen immer noch nicht so ganz sicher, was ich davon halten soll.

Ich glaube wir haben alle schon zu viel Clear abbekommen ;-)