Rezension

Kann überzeugen

Verlogen -

Verlogen
von Eva Björg Ægisdóttir

Bewertet mit 4 Sternen

Vor einigen Monaten verschwand die alleinerziehende Mutter Maríanna. Jeder glaubte an Selbstmord, da die junge Frau sehr viele Probleme, unter anderem auch mit Alkohol und Drogen hatte. Doch als in einer Höhle bei einem Lavafeld die Leiche der Frau gefunden wird, spricht alles dafür, dass sie auf brutale Weise ermordet wurde. Kommissarin Elma und ihr Team beginnen zu ermitteln und müssen feststellen, dass der zunächst einfach erschienene Fall doch um einiges schwieriger wird als vermutet.
Die fünfzehnjährige Tochter Hekla lebt nun bei einer Pflegefamilie, die ihre Mutter bereits zwischendurch unterstützte und scheint nun ein wesentlich angenehmeres Leben zu führen. Auch die Pfegemutter ist glücklich, Hekla nun für sich zu haben.
Ich mag nordische Krimis, denn diese bieten irgendwie immer eine ganz besondere Atmosphäre und so war ich auch äußerst gespannt auf dieses Buch, bei dem es sich um den zweiten Teil einer Krimireihe handelt. Meiner Meinung nach kann man diesen aber auch lesen, ohne große Vorkenntnisse zum Vorgänger zu haben.
Der Einstieg beginnt noch recht unspektakulär und zieht sich ein wenig, doch je tiefer man in die Handlung abtaucht, desto stärker wird der Sog auf den Leser. Autorin Eva Björg Ægisdóttir schreibt flüssig und ohne große Abschweifungen, so dass man immer recht nah am Geschehen bleibt.
Die Handlung wechselt zwischen den Ermittlung der Kommissarin Elma und einer Frau fünfzehn Jahre zuvor. An dieser Stelle möchte ich gar nicht zuviel verraten, denn genau die Handlungen der Vergangenheit werden noch von großer Bedeutung sein.
Die Ermittlungen sind spannend und logisch aufgebaut und man stellt gemeinsam mit den Ermittlern immer wieder Vermutungen auf. Glaubt man noch zu Beginn, dass es klar ist, wer dahintersteckt, weiß die Autorin ganz genau, wie sie den Leser an der Nase herumführt und verblüfft immer wieder mit unvorhersehbaren Ereignissen.
Die Handlungen der Vergangenheit zeigt eine junge, alleinerziehende Frau, der es absolut schwer fällt, ihr Kind zu akzeptieren, da dieses alles andere als ihren Erwartungen entspricht. Wir begleiten die Frau und ihre Tochter über einen längeren Zeitraum und die Gefühle, die diese Beziehung in mir hervorgerufen hat, schwanken zwischen Entsetzen und Wut.
Insgesamt ist die Handlung eine spannende Mischung aus psycholigischem Thriller, alltäglicher Handlung und Ermittlung, die diesen Krimi zu einem ganz besonderen Lesevergnügen machen.
Kommissarin Elma fand ich sehr sympathisch und man erfährt hier immer wieder mehr über ihr Leben und auch Kleinigkeiten aus der Vergangenheit. Auch ihre Kollegen bekommen einen gewissen Raum bei dem man mehr über sie erfährt. Das alles sorgt dafür, dass diese authentisch wirken und man ihnen als Leser näherkommt.
Das Ende bekommt dann eine logische Aufklärung, bleibt aber in einem gewissen Maße doch offen.
Mein Fazit: ein atmosphärischer, spannender und auf psychologischer Ebene gelungener Thriller, der mir zwar am Anfang noch nicht genug Tempo hatte, der aber je mehr man vordringt immer mehr Sog auswirkt. Rückblicke in die Vergangenheit und aktuelle Ereignisse sorgen zusätzlich dazu, dass man eigene Vermutungen aufstellt. Auch ohne den ersten Band zu kennen, bekommt man hier einen spannende Krimi, der zu überzeugen weiß und den ich gerne empfehle.