Rezension

Kann Frankreich skandinavisch?

Schwestern im Tod - Bernard Minier

Schwestern im Tod
von Bernard Minier

Es beginnt wie ein blutiger Schwedenkrimi, wird dann aber zur Beschreibung akribischer Polizeiarbeit. Spannend,

Kann Frankreich skandinavisch?

Und mit dieser Frage ist nicht die gleichnamige Schacheröffnung gemeint, sondern natürlich die blutigen Krimithriller aus Schweden und Dänemark. Die Antwort gebe ich auch gleich: Ja und Nein.

Ja: denn es geht nach einem interessanten Vorspann richtig heftig blutig los. Zwei junge Frauen (Schwestern) werden ermordet vorgefunden, der einen wurde sogar das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen. Beide tragen nur Kommunionskleider.

Nein: Es geschieht zwar noch ein weiterer Mord, aber damit hat es sich dann auch. Es wird keine Blutspur durch Südfrankreich gezogen.

Zurück zur Geschichte: Der oben erwähnte Doppelmord hat schnell einen Tatverdächtigen, den Autor Eric Lang, der offensichtlich mit den beiden Schwestern Kontakt hatte. Die Ermittler kommen schnell voran, doch dann die Wende: ein Selbstmörder, ebenfalls Fan des Schriftstellers und Nachbar der beiden Frauen, bezichtigt sich im Abschiedsbrief der Morde. Der Schriftsteller kommt frei.

Und gut 25 Jahre später wird dessen Frau das Opfer eines merkwürdigen Verbrechens. Viele hochgiftige Schlangen, die der Autor illegal hegt, beißen die niedergeschlagene Frau fast gleichzeitig, der Hausherr wurde nach seiner Darstellung überfallen. Seine Frau trug unter dem Nachmantel nur ein Kommunionskleid. Da klingeln bei dem leitenden Ermittler, der beim ersten Fall nur unwichtiger Assistent war, alle Alarmglocken.

Und jetzt gibt es einen Twist nach dem anderen. Erneut gerät ein Fan in dringenden Tatverdacht, dann eine Geliebte bzw. ihr Ehemann, schließlich der Autor selbst. Und dann gibt es da noch den geheimnisvollen Beobachter der in dem Buch hin wieder verstörend auftaucht und seine ganz eigenen Pläne mit den Protagonisten hat.

Der Mord (der evtl. doch gar keiner war) und die früheren Morde werden jedenfalls 30 Seiten vor Schluss des Buches tatsächlich aufgeklärt, doch es ist damit eben noch nicht zu Ende. Hier wird nichts verraten.

Stilistisch ist das Buch schnörkellos geschrieben, wird zu einem echten „Pageturner“. Die Beschreibungen der Orte und Landschaften werden nicht ellenlang ausgewalzt, trotzdem zeigen sie offensichtliche Ortskenntnis. Nett sind die kleinen Nebengeschichten, wo dann auch einmal etwas völlig schief geht.

Absolut empfehlenswerte Krimilektüre.